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Warum liebt Trump Zölle?

Von Lene Kempe

Donald Trump, von vorne fotografiert, steht auf einer Bühne und zeigt mit dem Finger richtung Publikum. Er grinst
Mr. Tariff aka Donald Trump. Foto: Gage Skidmore/Flickr, CC BY-SA 2.0

Diese Frage beschäftigt aktuell Staatsvertreter*innen und Analyst*innen weltweit. Schon in seiner ersten Amtszeit hatte der US-Präsident Strafzölle verhängt, gegen China und die EU; sein Nachfolger Biden führte diese Politik fort. Der neuerlichen Trump´schen Zolloffensive wird jedoch das Potenzial bescheinigt, die Architektur des globalen Welthandelssystems grundlegend zu verändern. Der zollverliebte US-Präsident hat seinen Handelspartner*innen gleich zu Beginn seiner Amtszeit den (Handels-)Krieg erklärt: Unter anderem verhängte er 25-Prozent-Zölle auf alle Einfuhren aus Mexiko sowie der meisten Importe aus Kanada, deren Ökonomien stark vom Handel mit den USA abhängig sind. Nach Zugeständnissen beim Grenzschutz gewährte er beiden Ländern einen Aufschub (siehe nebenstehender Text). Zudem kündigte Trump an, das US-Zollniveau für solche Warengruppen anzupassen, die in anderen Ländern höher besteuert werden. Für sämtliche Einfuhren aus China erhebt die USA künftig zehn Prozent, angedroht sind allerdings bis zu 60 Prozent. Für Aluminium und Stahl gelten ab dem 12. März zusätzliche Abgaben von zehn Prozent für ausnahmslos alle Einfuhren in die USA, was Länder wie Brasilien oder Vietnam als große Stahl- und/oder Aluminiumproduzenten ebenso empfindlich treffen wird wie Deutschland als größter Stahlproduzent in der EU.

Was will Trump damit bezwecken? Die USA haben eine tiefrote Leistungsbilanz, das heißt, sie importieren deutlich mehr Waren und Dienstleistungen, als sie exportieren. 2024 betrug das Minus eine Billion Euro. Vordergründig profitieren die USA also weniger vom globalen Freihandel als beispielsweise die stark auf den Warenexport ausgerichteten Volkswirtschaften Chinas und Deutschlands. Diese Zölle führen nun dazu, dass Waren aus dem Ausland in den USA teurer werden und damit für die US-Konsument*innen weniger interessant. Sie könnten sich also künftig häufiger für US-amerikanische Produkte entscheiden. Zudem könnte sich hinter hohen Zollmauern, geschützt vor der ausländischen Konkurrenz, der schwache US-Industriesektor, die Öl- und Gas-Unternehmen oder die Automobilproduktion wieder erholen bzw. neue Industrien aufgebaut werden. Und nebenbei würden ausländische Unternehmen dazu animiert, direkt in den USA zu produzieren (und dort ihre Steuern zu zahlen), um die Zollaufschläge zu umgehen. Das schafft Arbeitsplätze. Soweit die Theorie.

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