Globale Dimension zum Ersten Weltkrieg
Aufgeblättert: »Zeiten des Aufruhrs (1916–1921)« von Marcel Bois und Frank Jacob
Von Bernd Hüttner
Der Erste Weltkrieg war ein globales Ereignis. Ein neuer Sammelband rückt nun die globale Dimension und Bezugnahme von Protesten gegen diesen in den Blick. Nach der längeren und sehr guten Einleitung von Marcel Bois berichten 13 Autoren und vier Autorinnen über verschiedene soziale Bewegungen und Proteste, die in der zweiten Kriegshälfte und der ersten Nachkriegszeit in Ländern wie u.a. China, Deutschland, Finnland, Irland, Japan, Niederlande, Österreich, Schweiz und Spanien stattfanden. Zwei Punkte sind wichtig. Zum einen die weltweite Bezugnahme auf die russische Revolution mit den Ideen von Räten, Frieden und sozialer Gerechtigkeit. Zum anderen, dass es sich oftmals um Proteste und weniger um (organisierte) soziale Bewegungen gehandelt hat. Auffällig ist, dass die Forderungen nach Demokratie, sozialer Gerechtigkeit und nach einem unabhängigen Nationalstaat sich oftmals sehr ähnelten. Untersucht und beschrieben werden Desertionen, Meutereien, Hungerunruhen, Proteste gegen Wohnungsnot, Streiks und Arbeiterproteste sowie allgemeine Forderungen nach Demokratie, Wahlrecht etc. Oft waren diese sozialen und politischen Kämpfe mit der »nationalen Frage« verknüpft, etwa in Russland oder Österreich-Ungarn. 1914 gab es in Europa noch 17 Monarchien und mit Portugal, der Schweiz und Frankreich gerade mal drei Republiken. 1919 ändert sich dieses Bild.
Marcel Bois/Frank Jacob (Hg.): Zeiten des Aufruhrs (1916–1921). Globale Proteste, Streiks und Revolutionen gegen den Ersten Weltkrieg und seine Auswirkungen. Metropol Verlag, Berlin 2020. 522 Seiten, 34 EUR.