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Zahnlosigkeiten

Aufgeblättert: »Männer, die die Welt verbrennen« von Christian Stöcker

Von Anselm Schindler

Der Wissenschaftsjournalist Christian Stöcker hat mit »Männer, die die Welt verbrennen« ein inhaltlich sehr dichtes Buch geschrieben. Und schreiben kann er, so dass sich das trotzdem unterhaltsam liest. Das Buch schafft einen guten Überblick über die Akteure des fossilen Kapitalismus, auch wenn Stöcker ein anderes Wording verwendet. Die Lektüre lohnt sich, wenn man verstehen will, wie das fossile Großkapital und seine Lobbys mit Parteien und Regierungen verflochten sind.

Besonders spannend liest sich dabei auch das Kapitel zu Petromaskulinität, in dem Stöcker den Zusammenhang zwischen Öl- und Gaslobbys und konservativen bis extrem rechten Medien und Politiker*innen herausarbeitet. Donald Trump, Mohammed bin Salman, Wladimir Putin und Co. bekommen ihr Fett weg. Die Kapitalismuskritik ist dem Buch inhärent, auch wenn es eine eher linkssozialdemokratische denn eine radikale Kritik ist. So will Stöcker die »Männer, die die Welt verbrennen« nur »in ihre Schranken weisen«. Es fehlen ihm die Zähne. Das gilt ein Stück weit auch für die Schärfe der Analyse, die gut darin ist zu erklären, wie die Machtgeflechte aussehen, die einigen wenigen reichen Männern erlauben, die Zukunft zu verheizen, aber schlecht darin, die systemischen kapitalistischen Dynamiken zu erklären, auf die diese Geflechte hinweisen. Wer nur die Profiteure kennt, aber nicht weiß oder nicht sagt, dass der kapitalistische Energiehunger direkt aus dem kapitalistischen Wachstumszwang entspringt, wird aus der ganzen Nummer nicht rauskommen.

Christian Stöcker: Männer, die die Welt verbrennen. Der entscheidende Kampf um die Zukunft der Menschheit. Ullstein Verlag, Berlin 2024. 332 Seiten, 23 EUR.