Wasserknappheit und soziale Kämpfe
Aufgeblättert: »Das Wasser gehört uns allen!« von Maude Barlow
Von Nico Graack
Kürzlich brannte in Andalgalá, Argentinien, das Büro des Mega-Goldminenprojekts Agua Rica, gegen das seit Jahren protestiert wird. Warum? Weil die Menschen um ihr Wasser kämpfen. Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Regionen mit Wasserknappheit, Tendenz steigend. Warum das so ist und was wir dagegen tun können, erörtert die kanadische Wasseraktivistin Maude Barlow in einer Mischung aus sozioökonomischer Historie, Widerstandsanekdoten und aktivistischem Leitfaden. Die Geschichte der Wasserkommerzialisierungen wird in den Siegeszug des Neoliberalismus der letzten 40 Jahre eingebettet: Weltbank, Weltwasserrat, Regierungen & Co. schaffen mit Freihandelsabkommen und Privatisierungsdruck die Bedingungen, unter denen die Profite von transnationalen Konzernen wie Suez florieren. Mit der Resolution zur »Blue Community« gibt Barlow Aktivist*innen einen Hebel an die Hand. Damit bekennen sich Kommunen oder Organisationen zum Wasser und der Sanitärversorgung als Menschenrecht, unterbinden Privatisierungen, verbieten Flaschenwasser und setzen sich gegen Privatisierungen im Globalen Süden ein. Ein »Buch über Hoffnung« also und zuweilen über seltsamen Optimismus mit Blick auf Kommunalpolitik und UNO. Gedanken zu strukturellen Gründen der Privatisierungen sucht man indes vergebens, allzu oft erscheinen sie als böse Intrigen oder bloße Fehlentscheidungen. Als Anknüpfungspunkt und als Überblick für die heftiger werdenden Auseinandersetzungen ums Wasser ist das Buch aber wichtig.
Maude Barlow: Das Wasser gehört uns allen! Wie wir den Schutz des Wassers in die öffentliche Hand nehmen können. Antje Kunstmann, München 2020. 176 Seiten, 16 EUR.