Fantastische Vielfalt der Körper
Aufgeblättert: Annika Leones und Bettina Johanssons Kinderbuch »Überall Popos«
Von Natalie Wagner
Ist heute Samstag? Sagt, dass heute Samstag ist!« Seit Tagen freut sich Mila auf den gemeinsamen Schwimmbadbesuch. Endlich ist es soweit, heute will sie zum ersten Mal ins große Becken springen. Aber davor müssen Mila und Mama sich noch abduschen – zusammen mit all den anderen nackigen Menschen, deren Körper Mila interessiert betrachtet. Die sind so einzigartig und verschieden wie unsere Körper eben sind – und zum Glück keine Abbilder der weiß-schlank-genormten Ideale der Werbeindustrie.
Dass die Diversität in der Frauenumkleide dabei ganz nebenbei in die Story einfließt, macht das Buch, unter anderem, echt (vor)lesenswert. Schade nur, dass Mama und Mila sich in der Dusche über all die »Scheiden«, die sie dort sehen, unterhalten – dabei ist doch spätestens seit Mithu Sanyals »Vulva« und Liv Strömquists »Der Ursprung der Welt« bekannt, dass es sich dabei um Vulven handelt. Und die dürfen vor allem auch in Kinderbüchern gern so genannt werden. Aber ab und zu stoßen eben auch sonst ganz wunderbare Kinderbücher an die Grenzen der Erwachsenenwelt, so auch als es Mama kurz peinlich ist, dass Mila laut die Vulven beschreibt.
Dennoch wünsche ich mir, dass »Überall Popos« den Weg ins Bücherregal vieler Kinder und auch Erwachsener findet: Es ist eine humorvoll illustrierte und freche Geschichte über die fantastische Vielfalt der Körper – und vor allem über eine mutige Heldin, die mit einem kühnen Sprung vom Beckenrand am Ende sogar Papa rettet. Da kann Mama ruhig mal in der Sauna abhängen.
Annika Leone (Text) und Bettina Johansson (Illustration): Überall Popos. Klett Kinderbuch, Leipzig 2020. 32 Seiten, 14 EUR.