Theoretischer Anarchismus
Aufgeblättert: »Politische Theorie des Anarchismus« von Jonathan Eibisch
Von Felix Krawczyk
Jonathan Eibischs Buch ist keine Einführung in den Anarchismus, sondern eine Systematisierung und zugleich ein aktueller Beitrag zur theoretischen Auseinandersetzung mit anarchistischen Vorstellungen. Eibisch füllt damit eine bedeutende Lücke, insbesondere im deutschsprachigen Raum, wo die Beschäftigung aus Sicht der politischen Theorie mit dem Anarchismus bisher eher vernachlässigt wurde. Dies ist umso bemerkenswerter, als aktuelle soziale Bewegungen wie die Klimagerechtigkeitsbewegung stark von anarchistischen Ansätzen geprägt sind, etwa durch Ansätze der Selbstorganisation, direkte Aktionen oder versuchen, bereits im Hier und Jetzt konkrete Utopien zu leben.
Im Mittelpunkt des Buches steht das scheinbar widersprüchliche Verständnis von Politik im Anarchismus, das Eibisch detailliert und praxisnah herausarbeitet. Dabei geht es ihm nicht darum, die damit verbundenen Paradoxien aufzulösen, sondern sie bewusst zu reflektieren und die zugrundeliegenden Annahmen und Überzeugungen kritisch zu hinterfragen. Trotz seines akademischen Ursprungs ist das Buch zugänglich geschrieben, wenngleich Grundkenntnisse vorausgesetzt werden. Dankenswerterweise steht die digitale Ausgabe open access zur Verfügung und und ist damit frei zugänglich.
Jonathan Eibisch: Politische Theorie des Anarchismus. Zum paradoxen Streben nach Autonomie, Selbstbestimmung und Selbstorganisation. transcript Verlag, Bielefeld 2024. 462 Seiten, 50 EUR.