Sklaverei und Kapitalismus
Aufgeblättert: »Geschichte der Sklaverei. Von der Antike bis ins 21. Jahrhundert« von Andreas Eckert
Von Bernd Hüttner
Die auf Sklavenarbeit basierende Plantagenökonomie schuf das Kapital mit, mit dem die Entstehung des modernen Kapitalismus erst möglich wurde. In Brasilien, der Karibik und den Südstaaten Nordamerikas wurde für einen entstehenden Weltmarkt zum Beispiel Zucker, Baumwolle oder Tabak angebaut und exportiert. Und in südamerikanischen Minen Gold oder Silber abgebaut. Sklaverei und Sklavenhandel gab es aber auch in anderen Weltregionen bereits vor dem 18. Jahrhundert – etwa in Indien oder innerhalb Afrikas. Andreas Eckert, ein Experte für die Geschichte der globalen Arbeit und Professor an der Humboldt-Universität Berlin, liefert in diesem Bändchen einen knappen historischen Überblick. Er erzählt die Geschichte der Sklaverei in verschiedenen Regionen und Zeitperioden mit dem Schwerpunkt auf dem transatlantischen Handel nach. Er weist auf weithin Unbekanntes hin, etwa darauf, dass Sklavenarbeit in Brasilien eine weit größere Bedeutung hatte als in Nordamerika und dass die Karibik, z.B. das heutige Haiti, am stärksten von der Sklaverei und ihren Nachwirkungen geprägt wurde. Eckert schildert Widerstand und Handlungsräume von Versklavten und untersucht, warum die Sklaverei im 19. Jahrhundert formal abgeschafft wurde. Er hat angesichts der aktuellen Debatte um Postkolonialismus ein lesenswertes Buch zu einem wichtigen, hierzulande fälschlicherweise noch als unwichtig angesehenen Thema vorgelegt.
Andreas Eckert: Geschichte der Sklaverei. Von der Antike bis ins 21. Jahrhundert. C.H. Beck, München 2021. 128 Seiten, 9,95 EUR.