analyse & kritik

Zeitung für linke Debatte & Praxis

|ak 675 | Geschichte

Habt ihr ein paar Tipps für uns?

ak wird 50 – schickt uns Kritik, Fragen, Vorschläge und Anekdoten

Von ak-Redaktion

Da wir die Abgeschiedenheit des Klosters nicht suchen, redet mit uns. Ausschnitt aus dem Gemälde »Maria mit dem Kind und singenden Engeln« von Sandro Botticelli (um 1477).

Runde Geburtstage sind immer etwas belastend. Die ganze Verwandtschaft wird eingeladen, der Alkohol fließt reichlich, und zu den Hits der letzten 50 Jahre werden alte Konflikte auf den Tisch gebracht – selbstverständlich, ohne sie zu klären. Nun hat kein Großonkel Geburtstag, sondern diese Zeitung: analyse & kritik. Im Dezember 1971 erschien die erste Ausgabe des Arbeiterkampfs, unserer Vorgängerzeitung. »40.000 in Stuttgart!« war damals die Aufmacherschlagzeile. So viele Metallarbeiter*innen hatten in der baden-württembergischen Landeshauptstadt demonstriert – eine ganze Menge. Klar, dass die »Arbeiterzeitung des Kommunistischen Bundes«, wie der AK damals im Untertitel hieß, darüber ausführlich berichtete.

Der Kommunistische Bund (KB), das war eine der zahlreichen sogenannten K-Gruppen, die sich nach 1968 in der Bundesrepublik gründeten, um die Erfahrungen der Studentenbewegung hinter sich zu lassen und sich mit der Arbeiter*innenklasse zu verbünden – in der Hoffnung, gemeinsam die Keimzelle einer neuen Kommunistischen Partei in Deutschland zu bilden. Die Zeitungen der Vorläuferorganisationen – die KAB-Arbeiterzeitung und die Kommunistische Arbeiterzeitung –, die bis November 1971 je zwölf Mal erschienen waren, wurden ebenfalls auf eine neue Stufe gehoben: Fortan propagierte der Arbeiterkampf die politischen Ziele des KB und bildete die Debatten in der Organisation publizistisch ab. Das mit der kommunistischen Revolution hat leider nicht geklappt, obwohl der AK zwischenzeitlich eine Auflage von bis zu 30.000 Exemplaren hatte und von fleißigen KB-Mitgliedern vor U-Bahnhöfen, auf Wochenmärkten und in Kneipen verkauft wurde. Der Kommunistische Bund erfand sich mehrmals neu, bis er sich im allgemeinen Niedergang der westdeutschen Linken nach 1990 schließlich auflöste.

Übriggeblieben ist analyse & kritik, und dieser publizistische Dinosaurier will nun gefeiert werden – wenn auch erstmal nur auf dem Papier, weil die große Geburtstagsfeier im Dezember wegen der Pandemie verschoben werden muss. Das Projekt ist aber nicht nur eine Zeitung. Unsere Leser*innen waren und sind nicht nur Konsument*innen gedruckter Texte, sondern meist selber Teil unterschiedlicher linker Bewegungen.

Inzwischen sind die meisten Projektmitglieder, die die Gründungsjahre noch live miterlebt haben, im Ruhestand. Mit Jens Renner verließ im letzten Sommer der letzte Altgediente, der noch aus erster Hand von Betriebsarbeit, dem Deutschen Herbst 1977 und Kaderverschickung in andere Städte berichten konnte, die Redaktion. Einzig unsere Layouterin hält noch Anschluss an die ruhmreiche Tradition.

ak versteht sich inzwischen als Zeitung der linken Bewegungen und wird jeden Monat von 6.500 Menschen gelesen (zwischenzeitlich lag die Auflage auch mal deutlich niedriger.) Aber was heißt es heute, eine »Zeitung für linke Debatte und Praxis« zu machen?

Über dieser Frage wollen wir nicht nur im kleinen Kreis brüten. Wir wollen sie mit euch diskutieren. Was wollt ihr uns für die nächsten 50 Jahre mit auf den Weg geben? Warum lest ihr ak – und tut sich irgendjemand wirklich jeden Monat alle 36 Seiten an? Was fehlt, was nervt, was geht gar nicht? Was sollen wir endlich mal einführen? Brauchen wir TikTok? Sollen wir uns wieder mehr mit der konkret battlen? Oder mit Jacobin? Möchtet ihr irgendwen grüßen? Zu all diesen Fragen – schreibt uns! Per Mail an redaktion@akweb.de, und gebt auch gern an, wie lang ihr ak schon kennt und warum euch ak (schon lange?) politisch begleitet. Ihr könnt uns eure Meinung auch gerne via Twitter, Instagram oder ähm… räusper: Facebook mitteilen.