Geschichte einer globalen Ausbreitung
Aufgeblättert: »Maoismus. Eine Weltgeschichte« von Julia Lovell
Von Sebastian Klauke
Die britische Sinologin Julia Lovell unternimmt den Versuch, die globale Ausbreitung des Maoismus darzustellen. Ausgehend von China richtet sie ihren Blick auf Indonesien, einige afrikanische Länder, Vietnam und Kambodscha, die USA und einige europäische Staaten sowie Peru, Indien und Nepal. Besonders aufschlussreich ist ihre Darstellung dort, wo sie die facettenreiche internationale Politik Chinas unter Mao beschreibt. Mit finanziellen Mitteln, Bautrupps, medizinischer Versorgung und viel Propagandamaterial versuchte das Land, die Revolution zu exportieren und dabei, etwa in Vietnam und Kambodscha, die verschiedenen Akteure gegeneinander auszuspielen. Auch der chinesische Einfluss auf die Black Panthers in den USA wird beleuchtet. Allerdings, und das ist der ärgerliche Punkt, schildert die Autorin allzu oft episodenhaft und anekdotisch, ohne dass der große Zusammenhang deutlich wird. Es bedürfte weiterer, vertiefender Einzelstudien, nur einzelne Kapitel überzeugen in ihrer Gesamtheit. Was den Maoismus jeweils ausmachte, bleibt oft unklar. Auch die Schilderungen der Anknüpfungen an Mao im heutigen China bleiben an der Oberfläche. Was die Autorin deutlich macht, ist, dass China unter Mao schon immer aktiv internationalen Einfluss ausgeübt hat und viele der heutigen Aktivitäten im Kern gar nicht so neu sind, wie sie gemeinhin dargestellt werden. Sie werden nur qualitativ weiterentwickelt.
Julia Lovell: Maoismus. Eine Weltgeschichte. Suhrkamp, Berlin 2023. 768 Seiten, 42 Euro.