Rechter Backlash und feministische Zukunft
Aufgeblättert: »Sexuelle Revolution« von Laurie Penny
Von Nane Pleger
Einmal mehr schlägt die britische Feministin Laurie Penny die Brücke zwischen Patriarchat und Kapitalismus, die aufzeigt, dass die beiden Herrschaftssysteme nicht nur aufs Engste miteinander verbunden sind, sondern sich auch gegenseitig stützen. Ihr neues Buch zeigt auch eine weitere Stütze dieser Systeme auf: die weiße Vorherrschaft. Fürs Abreißen dieser Brücken, für die Zerstörung dieser unterdrückenden Mächte bedarf es nicht weniger als einer Revolution – der sexuellen Revolution. Penny schließt damit an einen Feminismus aus dem letzten Jahrhundert an, der den Kern der Stabilität der patriarchalen, kapitalistischen und weißen Machtausübung in der Kontrolle des weiblichen Körpers durch die sexuelle Unterdrückung und Gewaltausübung von Mann und Kapitalismus sieht. Es ist sexuelle Gewalt, die Frauen in ihrer Position als Mensch zweiter Klasse hält. Damit sich die Menschen von den Fesseln befreien können, muss Sex von Macht getrennt werden, so Penny. Sex sollte auf Consent, auf der gegenseitigen Übereinkunft, Lust auf- und miteinander zu haben, beruhen. Bei aller Heftigkeit ist es aber auch ein positives Buch, da es immer wieder aufzeigt, wie weltweit die Wehen einer sexuellen Revolution bereits eingesetzt haben. Penny schreibt nicht nur von der Gewalt, die sie und ihre Mitmenschen erfuhren, sondern auch von ihrer Überwindung und von neuen Lebensentwürfen, die nicht länger dem traditionellen, schmerzhaften Bild der heterosexuellen Lust und Liebe folgen.
Laurie Penny: Sexuelle Revolution. Rechter Backlash und feministische Zukunft. Edition Nautilus, Hamburg 2022. 384 Seiten, 24 EUR.