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Radikal gemeinsam

Aufgeblättert: »Alles für alle« von Indigo Drau und Jonna Klick

Von Simon Sutterlütti

In ihrem Buch über Commons suchen Indigo Drau und Jonna Klick nach Wegen in eine solidarische Gesellschaft – jenseits der »Sackgassen« von Reformismus und Eroberung staatlicher Macht. Der alten Großtheorie von der Eroberung staatlicher Macht durch die Partei stellen sie den Dreiklang von Commons, sozialen Bewegungen und Basisorganisationen gegenüber. Soziale Bewegungen stellen zwar das Bestehende in Frage, aber um tatsächlich eine »Gesellschaft jenseits der Trennung« aufzubauen, müssen sie neue Beziehungen, solidarische Keimformen schaffen. Diese Keimformen finden die Autorinnen in der »bedürfnisorientierter Selbstorganisation« der Commons. In Stadtteilzentren, Waldbesetzungen, solidarischer Landwirtschaft oder freier Software bauen Menschen ein commonistisches Leben jenseits von Kapital und Staat auf.

Aber Commons alleine sind zu beschränkt, sie brauchen starke Verbündete wie eben soziale Bewegungen, die wiederum selbst commonsförmig sind und Solidarität zwischen Unbekannten schaffen. Als dritter Teil bedarf es noch der Verankerung im Alltag, und so untersuchen die Autorinnen, wie sich die Menschen in Betrieben, Stadtteilen und im Haushalt gegen Patriarchat und Kapital wehren. Manchmal bekommt etwas viel Praxis den Stempel commonisierend ab, aber insgesamt legen Drau und Klick ein schön geschriebenes, inspirierendes, hochspannendes und vor allem praktisches Buch über die Revolution vor.

Indigo Drau, Jonna Klick: Alles für alle. Revolution als Commonisierung. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2024. 246 Seiten, 17,80 EUR.