Quentin Tarantino, geh bitte!
Von Bilke Schnibbe
Ja, Leute, jetzt wird’s wieder kontrovers, ich spüre schon die dunkle Gewitterwolke aus ärgerlichen Facebook-Kommentaren am Horizont aufziehen. Aber was soll ich sagen, wir sind nicht zum Spaß hier, deshalb: Filmemacher Quentin Tarantino muss dringend in den Ruhestand entlassen werden. Am besten noch vor seinem zehnten Film, nach dem er sowieso das Handtuch werfen will.
Ich weiß, damals in den Nineties kam es uns progressiv vor, eine Leinwand-Männerfantasie nach der anderen von der Grande Dame des modernen Films vorgesetzt zu bekommen. Uma Thurman metzelt im gelben sexy Outfit Männer weg? Hot! Pulp Fiction, Fight Club. Ob Jung- oder Altmann, alle kamen auf ihre Kosten. Zwinker.
Nachdem ich für Tarantinos letzten Film »Once upon a time in Hollywood« das neun Teuro Kinoeintrittsgeld quasi die Toilette runtergespült habe, wünsche ich mir aber doch, dass sie aufhört, die selbstreferenzielle Würstchenparty. Tarantino dichtet in seinem neuesten Film in drölftausend endlosen Minuten das Leben von Sharon Tate und ihrem Ehemann Roman Polanski, seines Zeichens seit bummelig 40 Jahren flüchtiger Sexualstraftäter, um. Im echten Leben wurde Tate 1969 von der Manson Family ermordet. Im echten Leben hat Polanski 1977 eine 13-Jährige vergewaltigt und wurde hierfür verurteilt. Tarantino unterstellte der 13-Jährigen 2003, dass sie den Sex mit Polanski gewollt habe. Das 13-jährige Miststück und der arme 43-jährige Opferpolanski.
Immerhin entschuldigt er sich, der Kinski der Herzen. War blöd mit seinem Polanski-Kommentar. War auch blöd, dass er Uma Thurman genötigt hat, Szenen zu drehen, die sie nicht drehen wollte. Und dass er jahrelang mit Harvey Weinstein zusammengearbeitet hat, obwohl er wusste, dass der ein Vergewaltiger ist. Prioritäten, manchmal kann man sie erst setzen, wenn einem der Arsch auf Grundeis geht.
Tarantino ist so wichtig für die Filmgeschichte wie Woody Allen. Wie Kevin Spacey. Wie David Bowie für die Popmusik und Prince Andrew für die Wohltätigkeit. Man muss das Werk vom Künstler trennen, wie sich Rihanna von Chris Brown getrennt hat. Wie sich Bodo Ramelow von seinem Rückgrat getrennt hat. Wie sich Jan Ole Arps nach Corona von seinem Schnurri wird trennen müssen.
Wisst ihr, eigentlich bin ich viel zu müde, viel zu traurig, um über diese ganze Scheiße einen schmissigen Text zu schreiben. Quentin, Genugtuungs-Filmemacher einer desillusionierten Generation, geh bitte! Und sag niemand‘, dass du hier warst.