Pohrt, der unerbitterliche Kritiker
Aufgeblättert: »Der Intellektuelle als Unruhestifter« von Klaus Bittermann
Von Sebastian Klauke
Nach dem Tod Wolfgang Pohrts im Dezember 2018 begann sein Verleger Klaus Bittermann, in hoher Geschwindigkeit sein Gesamtwerk in elf Bänden herauszugeben; einzig der Briefband fehlt noch. Und nun hat Bittermann auch noch eine lesenswerte Biografie vorgelegt, flott geschrieben, unakademisch im Ton, mitfühlend und getragen von einer Sympathie, dabei aber nicht unkritisch. An einigen Punkten verlängert der Autor Pohrts Kritik bis in unsere Gegenwart hinein.
Wer keine Zeit hat und auch keine Lust verspürt, Pohrt selbst zu lesen – hier erfährt man, ohne dass es in eine Zitatwüste ausartet, streng chronologisch angeordnet, wie und in welchen Kontexten Pohrt geschrieben hat und welche unerbittliche, teils unangenehme, bisweilen spöttisch-polemische Kritik er auch sich selbst gegenüber äußerte. Das ist durchaus mit Genuss zu lesen. Die Privatperson Pohrt bleibt bis zum letzten Teil weitestgehend im Hintergrund. Erst hier erfährt man, wie einflussreich und wichtig seine Frau für die Entstehung seiner Texte war, wie sehr ihr Tod ihn betraf, auch in wohnlicher Hinsicht. So war er gezwungen, in eine Sozialwohnung zu ziehen. Pohrt wollte nicht aufzeigen, wie eine bessere Welt geschaffen werden kann, sondern kritisierte die anderen für ihre fehlerhafte Realitätswahrnehmung und erklärte, warum diese zustande kam. Ein Namensregister und die Bibliografie runden den Band ab.
Klaus Bittermann: Der Intellektuelle als Unruhestifter Wolfgang Pohrt – Eine Biographie. Edition Tiamat, Berlin 2022. 696 Seiten, 36 EUR.