Nur mit Suffizienz ist die Energiewende zu schaffen
Aufgeblättert: »Das Ende der Kohlenstoff-Zivilisation« von Samuel Alexander und Joshua Floyd
Von Guido Speckmann
Samuel Alexander und Joshua Floyd haben eine deprimierende Botschaft. Hoffnung, dass der Übergang von fossilen zu erneuerbaren Energien bald vollständig gelingen könnte, wird enttäuscht. Sonne und Wind können Öl und Kohle nicht einfach ersetzen und das Niveau der Energiedienstleistungen auf gleichem Level belassen, da u.a. Energiedichte und der »Erntefaktor« von Erneuerbaren viel geringer seien. Die Autoren plädieren aber nicht dafür, die Energiewende zu vernachlässigen. Sie wollen sie mit einer Suffizienz-Strategie ergänzen. Gesellschaften müssen mit viel weniger Energie für Wärme, Strom, Beleuchtung und physikalischer Arbeit auskommen, soll die Doppelkrise von Klimawandel und Peak Oil angemessen bewältigt werden. Die Industriestaaten müssen dabei aus Verteilungsgerechtigkeitsgründen viel stärker verzichten als der Globale Süden. Abschied vom Wirtschaftswachstum also, da ein steigendes Bruttoinlandsprodukt immer mit einem Mehr an Energie einhergeht. Ist das dystopisch? Nur wenn man sich weiterhin von den Prägungen der Wachstumsgesellschaften leiten lasse. Die Autoren plädieren indes für Werte wie »freiwillige Einfachheit«, Mäßigung und Sparsamkeit. Zufriedenheit würde dann nicht über Konsum, sondern über »das Reich des Geistes und des Sinns« entstehen. Auch wenn das kaum ausgeführt wird, ist das Buch mit der radikalen Kritik des vorherrschenden Techno-Optimismus lesenswert. Und radikale Kritik kann ja auch etwas Aufbauendes haben.
Samuel Alexander, Joshua Floyd: Das Ende der Kohlenstoff-Zivilisation. Wie wir mit weniger Energie leben können. Oekom, München 2020. 191 Seiten, 26 EUR.