#MeToo
Aufgeblättert: »#MeToo« von Carolina Schwarz
Von Hêlîn Dirik
Ursprünglich von der Aktivistin Tarana Burke ins Leben gerufen, um Gewaltbetroffene zu unterstützen, wurde der Slogan »MeToo« 2017 mit der Veröffentlichung von Fällen sexualisierter Gewalt in Hollywood zu einem weltweiten Hashtag. Darunter brachen Betroffene in den letzten Jahren ihr Schweigen zu Sexismus und Gewalt in unterschiedlichen Kontexten, z.B. in der Kulturbranche, im Sport oder in der Politik. Doch was hat die #MeToo-Bewegung wirklich erreicht? Wie hat sie das Sprechen über patriarchale Gewalt verändert? Wo kommt sie an Grenzen? Und ist #MeToo überhaupt eine richtige Bewegung?
Diesen Fragen widmet sich Carolina Schwarz in ihrem Buch »#MeToo«. Auf 100 Seiten ist ihr eine gute Übersicht gelungen, die die Rolle verschiedener Akteur*innen wie Prominente, Politik, Presse, Aktivist*innen und Justiz beleuchtet. An einigen Stellen auch mit persönlichen Bezügen, blickt sie auf Meilensteine und Rückschläge zurück. Ihre Bilanz: Die Erfolge der Bewegung sollten nicht vergessen werden, doch auch die gesellschaftlichen Rückschläge lassen sich nicht leugnen, wie sich am medialen und politischen Umgang mit dem Thema in den letzten Jahren mehrfach gezeigt hat.
Das Buch erinnert an die unterschätzten Errungenschaften der Bewegung, aber auch daran, dass noch viel zu tun bleibt. Nicht nur, weil Justiz und Staat versagen, sondern auch, weil feministische Forderungen weitergedacht werden müssen. Denn das Endziel ist idealerweise nicht einfach nur die Bestrafung von Tätern – Stichwort karzeraler Feminismus –, sondern Transformation, eine Welt ohne Patriarchat und ein besseres Leben für alle.
Carolina Schwarz: #MeToo. Reclam, Ditzingen 2024. 100 Seiten, 12 EUR.