Popfeministische Kritik an Männlichkeiten
Aufgeblättert: »Man wird nicht als Mann geboren« von Daisy Letourneur
Von Kim Posster
Man wird nicht als Mann geboren« ist eine popfeministische Einführung in die Kritik an Männlichkeit. Die Bloggerin Daisy Letournour schreibt dafür in zugänglicher Sprache, launigem Stil und streut immer wieder unterhaltsame Comics sowie Anekdoten aus der eigenen trans-lesbischen Biografie ein. Dabei wird fast alles von Maskulismus über Arbeitsteilung bis hin zu sexueller Gewalt abgedeckt und am Ende jedes Kapitels mit kommentierten Literaturhinweisen ergänzt. Erfreulicherweise wird »La Mecxpliqueuse« (dt: Die Mansplainerin) dabei nie pädagogisch-paternalistisch oder appelliert an das (Selbstmit-)Leid der Männer. Stattdessen hält sie stets daran fest, dass Männlichkeit untrennbar mit patriarchaler Herrschaft verknüpft ist und nicht verbessert, sondern überwunden werden muss. Dabei geht sie angenehm süffisant zu Werk, zum Beispiel, wenn sie mit einer »Anleitung zum Ficken für profeministische Männer« Kritische Männlichkeit als die links-männliche Resouvärinisierung entblößt, die sie meist ist. Typische Schwächen des popfeministischen Schreibens gibt es dennoch: Manchen Themen fehlt es an Tiefe und Systematik und grade der Marxismus-Feminismus wird so stark verflacht, dass er seinen revolutionären Gehalt einbüßt. Trotzdem hat dieses Einstiegswerk um Welten mehr Biss, Witz und Haltung als die üblichen auf Zugänglichkeit zielenden Publikationen zum Thema. Grade weil die Autorin nicht für Männer, sondern gegen Männlichkeit schreibt.
Daisy Letourneur: Man wird nicht als Mann geboren. Kleine feministische Abhandlung über Männlichkeiten. Unrast, Münster 2023. 216 Seiten, 16 EUR.