Der Staat soll es richten
Aufgeblättert: Jan Kortes »Die Verantwortung der Linken«
Von Sebastian Klauke
Gut ist, dass sich mit dem Buch ein amtierender Politiker der Linkspartei zu Wort meldet – so etwas sollte es öfter geben. Ansonsten stimmen hier nur zwei Sachverhalte: Dem Titel ist zuzustimmen – es gibt eine Verantwortung der Linken, der es auf allen Ebenen nachzukommen gilt. Und Jan Kortes Kritik am akademischen Sprachgebrauch ist ebenso richtig: Sachverhalte und Kritik sollten nicht künstlich in schwierigem Vokabular in die Welt posaunt werden, wenn es auch »einfacher« auszusprechen ist.
Allerdings scheint das Buch vor allem von der Absicht getrieben, verlorene Wählerstimmen wieder einzufangen, um den politischen wie gesellschaftlichen Einfluss der Partei gerade in der Fläche kurz- und mittelfristig zu sichern. Der Staat soll es richten – von links. Die multiple Krise kommt nicht vor, ebenso fehlt jegliche Kapitalismuskritik auf der Höhe der Zeit. Die Krise der Demokratie wird nur unzureichend erfasst. Kein Wort zum Thema antimuslimischer Rassismus. Stattdessen: Staatsbeschwörung und die einmal mehr entfaltete Hoffnung, mit SPD, Grünen und Restliberalen eine politische Parteienallianz zu schmieden. Es stimmt: Man muss den Menschen aller Klassen zuhören, aber dann bitte auch – wo nötig – mit klarer, entschiedener Kritik antworten und die kapitalistischen Verhältnisse angreifen. Stadt und Land gegeneinander auszuspielen, wie es Korte dann doch entgegen seiner einleitenden Absicht tut: Das ist kein Weg, um tiefgehend etwas zu verändern.
Jan Korte: Die Verantwortung der Linken. Verbrecher Verlag, Berlin 2020, 136 Seiten, 16 EUR.