Kritik der Agilität
Aufgeblättert: »Bewegt Euch schneller« von Hermann Bueren
Von Peter Nowak
Wo Arbeiter*innen Respekt gezollt werde, sei von Ausbeutung nicht mehr die Rede, schreibt der Publizist Felix Klopotek. Es ist auch ein Kommentar über die agile Arbeitswelt, wie sie in »Bewegt Euch schneller« analysiert wird. Autor Hermann Bueren war Betriebsrat in einem Druckereibetrieb, studierte Arbeits- und Betriebssoziologie und arbeitete in der gewerkschaftlichen Bildung. Kenntnisreich kritisiert er verschiedenen Managementmethoden aus Sicht der Lohnabhängigen. Im Zentrum steht das Konzept der Agilität, heute Markenzeichen eines modernen Unternehmens, bei dem es darum geht, die Lohnabhängigen durch stetiges Lernen an die verändernden Marktbedingungen anzupassen. Bueren entlarvt die Rhetorik dieser Methoden, denen es auch gelungen ist, Begriffe der Arbeiter*innenbewegung wie Selbstorganisation zu vereinnahmen. Doch gezeigt wird auch, wie agile Managementmethoden von den Beschäftigten unterlaufen werden. Zudem stellt der Verfasser Initiativen vor, die aus den Fabriken kamen und eine Selbstorganisation der Beschäftigten – allerdings nicht unter Vorgaben der kapitalistischen Profitmaximierung – zum Ziel hatten. So wird an die Plakat-Gruppe erinnert, einem Kreis oppositioneller Betriebsräte im Daimler-Benz-Werk von Untertürkheim, die in den 1970er Jahren ihre Kolleg*innen fragten: »Was können wir eigentlich mit so einer Anlage anderes herstellen, als Achsen, Kurbelgehäuse und Zylinderköpfe für PKWs?« Eine Fragestellung, die angesichts der Klimakrise noch dringlicher geworden ist.
Hermann Bueren: Bewegt Euch schneller. Zur Kritik moderner Managementmethoden. Kellner, Bremen 2022. 320 Seiten, 18,90 EUR.