Kolonialer Kick
Aufgeblättert: »Spielfeld der Herrenmenschen« von Ronny Blaschke
Von Gabriel Kuhn
Ronny Blaschke ist als kritischer Fußballjournalist bekannt. Sein neuestes Werk heißt »Spielfeld der Herrenmenschen. Kolonialismus und Rassismus im Fußball«. Blaschke holt weit aus: von rassistischen Beleidigungen in Stadien geht es über die Black-Lives-Matter-Bewegung zur Geschichte der Sklaverei. Der rote Faden: »Die globale Verbreitung des Fußballs wäre ohne den Kolonialismus undenkbar gewesen.« Die Auswahl der Länder, aus denen Blaschke berichtet, erscheint etwas willkürlich, doch lässt sich für ein Buch nicht die ganze Welt bereisen.
Besonders wertvoll sind die Kapitel, die sich ansonsten wenig beleuchteten Themen widmen, etwa Fußball und Kolonialgeschichte in Indien oder Namibia. Es ist ein Verdienst Blaschkes, nicht-weiße Fußballpionier*innen in Deutschland in Erinnerung zu rufen, bekannte wie Erwin Kostedde ebenso wie weniger bekannte, etwa Shary Reeves. Anhand des Beispiels der Kick-It-Out-Initiative in Großbritannien illustriert Blaschke, wie antirassistische Kampagnen kompromittiert werden, wenn sie Fußballverbänden zu nahe kommen. Als im Jahr 2011 der damalige englische Teamkapitän John Terry einen Gegenspieler rassistisch beleidigte, reagierte Kick It Out erstaunlich zurückhaltend.
Des erhobenen Zeigefingers hätte es in Blaschkes Buch vielleicht etwas weniger bedurft, die Reportagen sprechen für sich selbst. An der Absicht des Buches gibt es freilich nichts zu rütteln; mit eigenem Hashtag: #DecolonizeFootball.
Ronny Blaschke: Spielfeld der Herrenmenschen. Kolonialismus und Rassismus im Fußball. Verlag Die Werkstatt, Bielefeld 2024. 256 Seiten, 22 EUR.