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Klassenjustiz

Aufgeblättert: »Gefangen & Wohnungslos« von Klaus Jünschke

Von Malte Meyer

Mit den »Ersatzfreiheitsstrafen« ist eine Form von Klassenjustiz jüngst stärker ins Gerede gekommen – zu ihnen verurteilen Gerichte Personen, die zu arm sind, um Geldstrafen bezahlen zu können. So kommt es, dass ein Achtel der gesamten Gefängnisbevölkerung in Deutschland dem Kreis der hierzulande offiziell 262.000 Wohnungslosen entstammt. Die meisten dieser Insassen sind suchtkrank und haben nach ihrer Entlassung kaum Aussicht, dem Teufelskreis von Wohnsitzlosigkeit, Beschaffungskriminalität und Knast zu entrinnen. Mögen die Folgekosten der Kriminalisierung von Armut auch hoch sein, so liegt ihr Nutzwert doch auf der Hand: Verglichen mit einem Absturz ins Elend erscheinen die Zumutungen der Klassengesellschaft schon ungleich akzeptabler. Der ehemalige RAF-Gefangene Klaus Jünschke gehört zu denen, die seit Jahren über die Disziplinierungsfunktion von Gefängnissen aufklären. Jüngstes Ergebnis seiner Beharrlichkeit ist ein Band mit biografischen Interviews, die Jünschke mit inhaftierten Obdachlosen geführt hat. Jünschke lobt Initiativen wie Instandbesetzungen, Obdachlosenzeitungen oder den »Freiheitsfonds« und plädiert angesichts der Verheerungen, die Immobilienmarkt und strafender Staat anrichten, für den finnischen Ausweg aus Wohnungsnot und Obdachlosigkeit: Housing First! Zusammen mit einer äußerst instruktiven Einleitung dokumentieren die im Buch aufgezeichneten Lebensgeschichten, wie dringend dieses Konzept auch hierzulande in die Tat umgesetzt werden müsste.

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