Kapitalakkumulation und Umweltzerstörung
Aufgeblättert: »Klima, Chaos, Kapital« von Matthias Martin Becker:
Von Simon Schaupp
Es fällt schwer, jemanden von etwas zu überzeugen, wenn sein Gehalt davon abhängt, es nicht zu verstehen.« Dieser Ausspruch des Schriftstellers Upton Sinclair fasst das neue Buch von Mathias M. Becker pointiert zusammen. Kreativer Protest und Aufklärung, so die zentrale Botschaft, wird nicht ausreichen, um echte Nachhaltigkeit zu erreichen, dazu braucht es reale Gegenmacht von unten. Das liegt daran, dass die Kapitalakkumulation notwendigerweise mit Umweltzerstörung einhergeht und eine sozial-ökologische Transformation deshalb zwangsläufig mächtige Interessen angreifen muss. Dem grünen Kapitalismus erteilt Becker entsprechend eine Absage. Gleichzeitig zeigt er aber auch auf, dass die ökologische Krise aufs Engste mit einer ökonomischen Krise verwoben ist. Einerseits sollen stagnierende Wachstumsraten durch immer höheren Ressourcendurchsatz behoben werden. Andererseits führt die Zerstörung der natürlichen Produktionsbedingungen selbst zu einer ökonomischen Krise der Verteuerung von Arbeitskraft, natürlichen Ressourcen und Infrastrukturen. Abschließend erklärt Becker, dass die soziale und die ökologische Frage dieselbe Antwort haben (den ökologischen Sozialismus), der jedoch nicht einfach durch Staatshandeln von oben angeordnet werden könne, sondern kollektiv von unten erkämpft werden müsse. Das Buch bietet eine leicht zugängliche Einführung in die kritische sozialwissenschaftliche Forschung zum Thema und einen klugen Beitrag zur politischen Debatte.
Matthias Martin Becker: Klima, Chaos, Kapital: Was über den Kapitalismus wissen sollte, wer den Planeten retten will. PappyRossa, Köln 2021. 184 Seiten, 14,90 EUR.