Kämpfe im Plastikmeer von Almeria
Aufgeblättert: Interbrigadas-Broschüre »Vom Anfang und Ende der Lieferkette«
Von Paul Dziedzic
Wie kann eine effektive grenzüberschreitende Zusammenarbeit aussehen? Seit über zehn Jahren versucht das Kollektiv Interbrigadas aus Berlin, diese Frage zu beantworten. Die Broschüre »Vom Anfang und Ende der Lieferkette« analysiert die Situation und Kämpfe der Arbeiter*innen im Landwirtschaftssektor Andalusiens, dem »Plastikmeer von Almeria« (ak 634, 654 und 658), einem gigantischen Komplex aus Gewächshäusern, der aus dem All sichtbar ist.
Das gilt allerdings nicht für die Arbeitsbedingungen, die dort herrschen: Armut, Vergiftung durch Pestizide und rassistische Gewalt prägen das Leben für die überwiegend migrantischen Arbeiter*innen. Die Früchte ihrer Arbeit landen in deutschen Supermärkten.
Auf 60 Seiten analysiert Interbrigadas Erfolge und Misserfolge der Arbeitskämpfe und grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Kritisch unter die Lupe genommen wird auch der Trend zum »ethischen« Konsum, der von der Einführung diverser Zertifikate gefördert wird. Zwar erreichten Kampagnen zur Aufklärung von Konsument*innen kleine Erfolge, doch insgesamt ist das Ergebnis ernüchternd. Nicht zuletzt wegen des Geflechts aus Agrobussiness, Supermarktketten, dem Staat und den Zertifizierern selbst.
Hoffnungen setzten die Autor*innen auf das Lieferkettengesetz, dessen Inkrafttreten angesichts der Corona-Krise weiterhin ungewiss bleibt. Doch die Autor*innen zeigen auch, wie wir in Deutschland zur Verbesserung der Situation im Plastikmeer eintreten können.
Interbrigadas: Vom Anfang und Ende der Lieferkette. Interbrigadas, Berlin 2020. 64 Seiten, 5 EUR.