analyse & kritik

Zeitung für linke Debatte & Praxis

|ak 710 | Lesen |Rezensionen: aufgeblättert

Freier Kongo

Aufgeblättert: »Patrice Lumumba« von Gerd Schumann

Von Paul Dziedzic

Patrice Émery Lumumba ist wohl einer der bekanntesten Namen des afrikanischen Unabhängigkeitskampfes. Für die, denen er kein Begriff sein sollte, hat der Journalist und Autor Gerd Schumann eine Kurzbiografie veröffentlicht. Sie ist in der Reihe »Basics« erschienen, und der Name ist Programm: Es geht darin sowohl um die Person Lumumba als auch um die wechselvolle Geschichte des Kongo. Der Autor führt Leser*innen chronologisch durch die wichtigsten Ereignisse: von der Formierung der Unabhängigkeitsparteien über die Verhandlungen mit den taktierenden Belgiern bis zum zum Mord an Lumumba.

Besonders erfrischend ist an einer Stelle der Bruch mit der sonstigen Erzählweise des Buchs, denn in einem Kapitel kommt der Protagonist selbst zu Wort. In der Übersetzung der Rede Lumumbas als erstem Premierminister zur Unabhängigkeit tritt sein berüchtigtes rhetorisches Talent zum Vorschein. Es ist insofern eindrücklich, als dass sonst eher Stimmen wie jene des Journalisten Peter Scholl-Latour oder des Politikers und Uno-Botschafters Jean Ziegler das Geschehen kommentieren. Dabei hätte es an ausgezeichneten, analytisch schärferen Kommentator*innen aus dem Kongo selbst nicht gefehlt. Werke von Denker*innen wie dem »Volkshistoriker« Georges Nzongola-Ntalaja oder dem Philosophen Ernest Wamba dia Wamba zeugen davon. Sie hätten nicht nur die Ereignisse besser einordnen und in eine Kontinuität des Kampfes gegen den Kolonialismus und seine Folgen stellen können, sondern auch die Faszination erklären können, die Lumumba bis heute ausübt.

Gerd Schumann: Patrice Lumumba. PapyRossa Verlag, Köln 2024. 135 Seiten, 12 EUR.