Fast wie kleine DDR-Flashbacks
Aufgeblättert: »Welt im Widerhall« oder war das eine Plastiktüte? von Manja Präkels
Von Maike Zimmermann
Mit »Welt im Widerhall« legt Manja Präkel, Autorin des Romans »Als ich mit Hitler Schapskirschen aß«, nun einen Essay-Band vor. Zu Beginn könnte man meinen, hier wird der Corona-Alltag in einer Stadt wie Berlin verarbeitet. Doch der erste Eindruck trügt. »Die Welt im Widerhall« ist nicht nur eine von 24 kurzen Episoden in dem schmalen Band – der Titel passt. Denn egal, ob sich Präkels in Berlin, im Norden oder Süden Brandenburgs, in Transnistrien oder in Kasachstan aufhält: Immer wieder holen sie die Erinnerungen an ihre Jugend in der DDR während der Wendezeit ein.
Bei ihren Beobachtungen bilden sich Verbindungen zu ihrem Früher, zuweilen fast wie kleine Flashbacks. Es sind Mosaiksteine, die zum Teil bereits verschiedentlich erschienen sind. Aber in ihrer Zusammenstellung fügen sie sich zusammen zu einem schlüssigen Ganzen. Es wird viel geraucht, oft mit dem Hund vor die Tür gegangen und ab und an auch getrunken – und immer wieder genau hingeschaut auf die Menschen in ihrer Umgebung. Die Detailverliebtheit, die uns auch schon in den Schnapskirschen begegnet ist, hat zuweilen eine gewisse Langsamkeit. Doch sie mündet nicht in Langeweile. Und es ist ein Buch mit starker Aktualität: die Corona-Pandemie, der Sommer der Migration und die rassistischen Mobilisierungen in Brandenburg, die Krisen unserer Zeit und der Angriffskrieg auf die Ukraine, dies und mehr wird eingebettet in Präkels subjektives Erleben. Westdeutschen Leser*innen wird es vielleicht zuweilen schwerfallen, zwischen den Zeilen zu lesen. Um so wichtiger, es zu tun.
Manja Präkels: Welt im Widerhall oder war das eine Plastiktüte? Verbrecher Verlag, Berlin 2022. 192 Seiten. 19 EUR.