Eurokommunismus, Gramsci und Operaismus
Aufgeblättert: »Die Linke in Italien. Eine Einführung« von Jens Renner
Von Fabian Westhoven
Die BRD braucht eine KP, wie ich sie wachsen und reifen seh, unter Italiens Sonnenschein …«, sang Wolf Biermann 1976. Eurokommunismus, Antonio Gramsci und Operaismus. Für viele Linke in Deutschland war Italien Verheißung. Warum, das zeichnet der langjährige ak-Redakteur und Italien-Kenner Jens Renner in seinem neuen Buch nach. Er beginnt mit der Herausbildung von anarchistischen und sozialistischen Strömungen in den 1860er Jahren, spannt einen Bogen über den Widerstand gegen den Faschismus, das »lange Jahr« 1968, das rote 1970er-Jahrzehnt, die Entstehung der feministischen Bewegung bis hin zum Niedergang der Massenorganisationen in den 1980er Jahren. Zuletzt werden sogar noch linke Mobilisierungsversuche während der Corona-Pandemie skizziert. Auf etwas über 170 Seiten kann das nur kursorisch erfolgen, aber die wesentlichen Entwicklungslinien weiß Renner eindrucksvoll aufzuzeigen. Seine Sympathie gilt den linksradikalen Organisierungsversuchen jenseits der zeitweise 2,2 Millionen Mitglieder zählenden und im Alltag fast aller Italienerinnen präsenten Partito Comunista Italiano (PCI). Als sie 1976 bei den Parlamentswahlen 34 Prozent holte, hatte sich parallel schon deren Niedergang abgezeichnet. Jüngere Arbeiterinnen vermochte sie nicht mehr an sich zu binden. Das übernahmen etwa operaistische Organisationen. Zudem geht der Autor auch auf die staatliche Repression ein, die oft eine Radikalisierung der Linken einleitete.
Jens Renner: Die Linke in Italien. Eine Einführung. Mandelbaum Verlag, Wien, Berlin 2021. 176 Seiten, 12 EUR.