Erforschung des Feudalismus
Aufgeblättert: »Marx, feudal« von Ludolf Kuchenbuch
Von Sebastian Klauke
Wenige Geschichtswissenschaftler kennen sich mit Marx’ Theorie und dem Feudalismus so gut aus wie Ludolf Kuchenbuch. Vorliegender Band versammelt 14 Texte des 1939 geborenen Historikers (und Jazzmusikers) aus den letzten vier Jahrzehnten. Sie werden jeweils eingehend und biografisch fundiert eingeleitet und widmen sich der Erforschung des Feudalismus mit all den verbundenen Problemen und Herausforderungen. Nachgezeichnet werden Debatten in Ost- und Westdeutschland und insbesondere Frankreich. Das Buch zeigt, wie man mit Marx‘ Überlegungen und Konzepten gewinnbringend, methodisch versiert und äußerst selbstkritisch-reflektiert historische Forschungen betreiben kann. Sprachlich gelingt es dem Autor, den Leserinnen den Einstieg in das thematisch und theoretisch schwierige Terrain sehr einladend zu gestalten. Und selbst wenn man den Texten inhaltlich nichts abgewinnen kann – geht es hier doch um eine Zeit, die der unseren denkbar fern und vor allem äußerst fremd ist –, so kann man als (wissenschaftliche) Autorin bei Kuchenbuch lernen, was es heißt, präzise mit Begriffen und Konzepten umzugehen und sie reflektiert anzuwenden. Überdies erhält man einen Überblick darüber, was Marx selbst über sein Werk verteilt zum Thema Feudalismus schrieb, denn eine Theorie hat er dabei nicht hinterlassen. Auch andere Denker wie der Historiker Marc Bloch (1886–1944) kommen vielfach zu Wort.
Ludolf Kuchenbuch: Marx, feudal. Beiträge zur Gegenwart des Feudalismus in der Geschichtswissenschaft, 1975–2021. Dietz, Berlin 2022. 440 Seiten, 29,90 EUR.