Einführung in einen Megatrend
Aufgeblättert: »Digitalisierung« von Peter Schadt
Von David Pape
Wenn ein Gespräch auf das Thema Digitalisierung kommt, verspricht die Diskussion nicht besonders kontrovers oder interessant zu werden. Dass das Thema aber allerlei aufschlussreiche Aspekte zu bieten hat, beweist Peter Schadt. Er klopft das Sujet nicht abstrakt nach Chancen und Risiken ab, sondern nimmt das Nadelöhr zum Ausgangspunkt, durch das die Digitalisierung gehen muss, damit sie politisch gefördert und ökonomisch in sie investiert wird. Der Autor geht auf Fragen ein, was die Digitalisierung der Produktion mit all seinen Härten gegen Arbeiter*innen mit dem »Netflix & Chill« eines Freitagabends oder mit anderen Bereichen unseres digitalisierten Alltags zu tun hat. Er zeigt, wie die Digitalisierung als Prozess einerseits die Kosten der Ware Arbeitskraft so weit wie möglich drückt und andererseits aus den Nebenprodukten immer neue Geschäftsfelder erschließt. Das alles wird eingebunden in Ausführungen über das Verhältnis von Arbeit und Reichtum im Allgemeinen. So lernt man nebenbei zum Beispiel auch etwas über die Genese des deutschen zum europäischen Imperialismus und welche Rolle DIN- und ISO-Normen hierbei spielen. Zudem geht der Verfasser auf die Digitalisierung bei Drohneneinsätzen, im Cyberkrieg oder bei der Energiewende ein. Schadt zeigt detailreich und verständlich, wie Robotern und Algorithmen zum Trotz die Digitalisierung kein Verhältnis zwischen Mensch und Technik, sondern ein spezifisches Klassenverhältnis ausdrückt.
Peter Schadt: Digitalisierung (Reihe Basiswissen). PapyRossa Verlag, Köln 2022. 118 Seiten, 9,90 EUR.