Die AfD im Bundestag
Aufgeblättert: »Brandreden« von Gerd Wiegel
Von Maike Zimmermann
Es liest sich ein wenig wie ein Tagebuch: In »Brandreden« zeichnet Gerd Wiegel anhand von Protokollen und anderen parlamentarischen Dokumenten den Werdegang der AfD in ihrer ersten Legislaturperiode im Deutschen Bundestag nach. Und das gelingt ihm hervorragend. Denn Wiegel beschreibt und rezitiert nicht nur, er ordnet die AfD politisch ein, erklärt Zusammenhänge und kommentiert Äußerungen von AfD-Politiker*innen – und dies zuweilen durchaus bissig mit einer Spur Sarkasmus.
Das fundierte Wissen des Autors zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Dadurch sind es eben nicht einfach nur Bundestagsprotokolle, sondern es ist eine Zeitreise durch vier Jahre AfD in der jeweiligen gesamtgesellschaftlichen Situation. Die Auszüge aus Reden von AfD-Politiker*innen dienen der Veranschaulichung dieser Reise und zeigen eindrücklich die – wie Wiegel es nennt – »Rechtsradikalisierungsspirale« von Partei und Fraktion.
Dieses Buch lässt sich mit Gewinn einfach durchlesen, aber es lässt sich genauso als Arbeitsbuch nutzen: Am Ende findet sich ein ausführliches Personen- und Sachregister – etwas, was in den letzten Jahren leider aus der Mode gekommen ist. Wer wissen möchte, wie sich die AfD im Parlament konsolidiert und professionalisiert hat, wie sie es nicht nur geschafft hat, die Grenzen des Sagbaren auszuweiten, sondern auch rechtsextreme Positionen zu normalisieren und mit welchen Strategien diese Partei ihre Politik betreibt, kommt an diesem Buch kaum vorbei.
Gerd Wiegel: Brandreden. Die AfD im Bundestag. PapyRossa Verlag, Köln 2022. 220 Seiten. 16,90 EUR.