Die 43 Group
Aufgeblättert: »We Fight Fascists« von Daniel Sonabend
Von Florian Weis
Es war eine ungewöhnliche Gruppe von militant und offensiv auftretenden jüdischen Antifaschist*innen. Der 1946 gegründeten »The 43 Group« gehörten rund 2.000 überwiegend jüdische Frauen und Männer an, die im Zweiten Weltkrieg in den britischen Streitkräften gegen Nazi-Deutschland gekämpft hatten. Nach 1945 waren sie nicht bereit, das Wiederaufkommen faschistischer und antisemitischer Gruppen hinzunehmen. Weil die Gruppe sich ausschließlich auf diese Ziele ausrichtete, war sie offen für alle demokratischen Strömungen. Trotz nicht seltener Auseinandersetzungen mit Polizist*innen wurden Staat und Polizei nicht als Gegner*in betrachtet. In der Praxis waren die Kommunist*innen oft gern gesehene Verbündete, doch widersprach die 43 Group ihren innerjüdischen Gegner*innen, die sie zuweilen entweder als Hooligans oder als verkappte Kommunist*innen zu diskreditieren versuchten.
Für Daniel Sonabend stellt diese Mischung eine wesentliche Schlussfolgerung für die Gegenwart dar: ausgeprägte antifaschistische Radikalität und möglichst breite demokratische Anschlussfähigkeit unter Inkaufnahme sonstiger politischer Differenzen. Die 43 Group hatte Erfolg: Ab 1950 hielt sich Oswald Mosley, Führer der faschistischen Bewegung, fast ausschließlich im Ausland auf. Angesichts dieses Teilerfolgs löste sich die Gruppe 1950 auf.
Sonabend hat ein lebendiges, informationsreiches Buch vorlegt. Zuweilen etwas anekdotisch, ist es im Ganzen jedoch eine wichtige Darstellung eines kämpferischen jüdischen Antifaschismus.
Daniel Sonabend: We Fight Fascists. The 43 Group and Their Forgotten Battle for Post War Britain. Verso, London 2019. 369 Seiten, 16,67 EUR.