Crash und Krise
Aufgeblättert: »Crash, Kurs, Krise« von Stephan Kaufmann und Antonella Muzzupappa
Von Guido Speckmann
Der Lockdown infolge der Corona-Krise zeigte, dass der Kapitalismus die notwendigen Güter weiter zur Verfügung stellen konnte. Bestünde die Aufgabe der kapitalistischen Produktionsweise darin, die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen, gäbe es kein Problem. Doch der Zweck des Kapitalismus ist nicht die Befriedigung von Bedürfnissen, sondern die Erwirtschaftung von Profit, die Verwertung des Kapitals. Dieser Zweck wurde durch den Lockdown unterbrochen. Die Corona-Krise sei somit nicht einfach eine Naturkatastrophe, sondern der herrschenden Wirtschaftsweise geschuldet, argumentieren Stephan Kaufmann und Antonella Muzzupappa. Die Autor*innen legen mit »Crash, Kurs, Krise« eine aktuelle Einführung in die Funktionsweise von Finanzmärkten und die Ursachen von kapitalistischen Wirtschaftskrisen vor. Sie argumentieren dabei gegen die »Entkopplungsthese«, wonach die entfesselten Finanzmärkte wieder an die Kandare zu nehmen seien, um die Realwirtschaft vor Crashs zu schützen. Anschaulich zeigen sie, wie bereits ein »normales« Unternehmen spekulativ agiert und Kredite, Aktien, Verbriefungen, Finanzmärkten etc. den Spekulationsgrad stetig erhöhen. Die Autor*innen argumentieren gegen moralisierende Etikettierungen wie »die gierigen Banker« etc. und zeigen, dass Krisen systemimmanent sind. Die Autoren legen somit eine allgemein verständliche an die Marxsche Politische Ökonomie angelehnte Einführung in die Funktionsweise der Finanzmärkte vor.
Stephan Kaufmann/Antonella Muzzupappa: Crash Kurs Krise. Wie die Finanzmärkte funktionieren – eine kritische Einführung. Bertz+Fischer, Berlin 2020. 175 Seiten, 8 EUR.