Autowelt
Aufgeblättert: »Das Auto und die ökologische Katastrophe« von Kilian Jörg
Von Peter Nowak
Die Rechten in vielen Ländern bekommen auch deshalb Zustimmung, weil sie sich zu Verteidiger*innen des Automobilismus aufspielen. Dabei war das Auto noch Anfang des 20. Jahrhunderts bei großen Teilen der Bevölkerung überhaupt nicht beliebt. Vor über 100 Jahren war es sogar gefährlich, in proletarische Gegenden mit dem Auto zu fahren, schreibt der in Wien lebende Philosoph Kilian Jörg in dem Buch »Das Auto und die ökologische Katastrophe«. Er gibt eine Erklärung, warum das Auto zum weltweiten Statussymbol werden konnte und trotz der Klimakrise noch immer ist. Jörg beschreibt die Rolle der Autokonzerne wie Daimler und Ford, die frühe Förderer von Faschismus und Nationalsozialismus waren. Der Autor zeigt, dass die brutale faschistische Herrschaft den automobilen Kapitalinteressen den Weg bahnte. Aber damit allein ließe sich der Siegeszug des Automobilismus nicht erklären, zumal er auch in Ländern ohne faschistische Herrschaft stattfand und nach der Zerschlagung des NS in der BRD seine ungebrochene Fortsetzung fand. Jörg verweist auf die philosophischen Grundlagen, nach denen der Automobilismus als modern galt. Er geht ausführlich auf die »mechanistisch-faschistoiden Männlichkeitsbilder« ein, die weltweit zum Siegeszug des Automobilismus gehörten. Es ist ein Vorzug des Buches, dass Jörg nicht nur aus seinem profunden philosophischen Wissen schöpft. Er beschreibt sehr plastisch, dass er manchmal selbst der Faszination des Automobils erliegt.
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