Kommunist*innen am Bauhaus
Aufgeblättert: »Linke Waffe Kunst« von Wolfgang Thöner, Florian Strob und Andreas Schätzke
Von Bernd Hüttner
Anfang 2022 fand am Bauhaus in Dessau eine hybride Tagung über die linken Student*innen am Bauhaus statt. Die gut ein Dutzend Mitglieder der Gruppe der 1928 in Dessau gegründeten »Kommunistischen Studentenfraktion« (KoStuFra) sind relativ gut bekannt. Werden die Sympathisierenden hinzugezählt, kommt man auf weitere zwei Dutzend Personen. Der spannende Tagungsband ordnet in die Zeitperiode ein, untersucht diverse Biografien, berichtet vom – in der Regel eher kritischen – Verhältnis der KoStuFra zu einzelnen Bauhaus-Meistern und zeichnet verschiedene inhaltliche Debatten zur Bedeutung von Kunst nach. Die Artikel thematisieren etwa die Arbeit der reichsweiten KoStuFra, die vielfältige und ausdifferenzierte Publikationslandschaft der Linken um 1930 oder die Arbeiterfotografiebewegung, an der auch einige Bauhausstudierende teilnahmen. Thema ist auch der Zionismus.
»Linke Waffe Kunst« bietet viele neue und lesenswerte Informationen. Mit seinen Illustrationen und Abbildungen ist der Band eine Fundgrube für Kommunismusforschung und Kunstgeschichte. Interessant sind die Biografien der genannten Personen und ihres Umfeldes; viele der Bauhäusler*innen waren sehr jung, im Durchschnitt 22 Jahre. Ihr Leben gingen nach dem Bauhaus weiter, und es ist bemerkenswert, wie später darüber, aus welchen Gründen (nicht) gesprochen und geschrieben wurde. Auch das ist Gegenstand des gelungenen Bandes.
Wolfgang Thöner, Florian Strob und Andreas Schätzke (Hg.): Linke Waffe Kunst. Die Kommunistische Studentenfraktion am Bauhaus. Birkhäuser Verlag, Basel 2022. 256 Seiten, 36 EUR.