Die Aktualität Rosa Luxemburgs
Aufgeblättert: »Die Revolution ist großartig« von Peter Bierl
Von Malte Meyer
Während an lesenswerten Biografien über die Jüdin aus Polen, die nach einem Brecht-Wort zur »Vorkämpferin deutscher Arbeiter« wurde, weniger Mangel denn je herrscht, sind handliche Einführungen in den antiautoritären Marxismus Rosa Luxemburgs noch immer viel zu selten. Mit seiner ebenso kenntnisreichen wie lebendig geschriebenen Theoriegeschichte ist es dem ökolinken Publizisten Peter Bierl gelungen, hier praktische Abhilfe zu schaffen.
Unverhohlen sympathisierend, aber keineswegs unkritisch untersucht Bierl Luxemburgs Positionen sowohl auf ihre historische Genese als auch auf ihre politische Aktualität. Der Journalistin und Aktivistin sei zwar die Gelegenheit verwehrt geblieben, die politische Ökonomie ihrer Zeit ähnlich umfassend wie Marx zu kritisieren, in Sachen Staatsferne, Antinationalismus und Basisorientierung habe Luxemburgs Marxismus allerdings bleibende Maßstäbe gesetzt.
Bierl streitet mit erfrischend offenem Visier gegen ein neuerliches Offiziösentum der Theorie, wenn er Luxemburgs theoretische Beiträge gegen »neo-sozialdemokratische Vereinnahmungsversuche« verteidigt. Er hätte in diesem Zusammenhang vielleicht noch ein wenig stärker die Bedeutung ihres Antimilitarismus hervorheben können. Aber auch so ist Bierls Verdeutlichung von Luxemburgs Positionen zum Antiimperialismus, zur Frauenemanzipation und zur Demokratiefrage ein wichtiger Beitrag zu aktuellen linken Debatten.
Peter Bierl: Die Revolution ist großartig. Was Rosa Luxemburg uns heute noch zu sagen hat. Unrast Verlag, Münster 2020. 311 Seiten, 18 EUR.