Deutsche Kriegsverbrechen
Aufgeblättert: »Monte Sole Marzabotto« von Marco De Paolis und Paolo Pezzino
Von Jens Renner
Neben den Ardeatinischen Höhlen in Rom und Sant’Anna di Stazzema ist Marzabotto der bekannteste Ort deutscher Kriegsverbrechen, die SS und Wehrmacht zwischen September 1943 und Mai 1945 in Italien begingen. Insgesamt kamen bei den Massakern Zehntausende Zivilist*innen ums Leben. Am Monte Sole bei Marzabotto (Region Emilia-Romagna) starben Ende September/Anfang Oktober 1944 770 Menschen, ermordet von Soldaten der Division »Reichsführer SS« unter dem Kommando von Walter Reder, der 1951 vom Militärgericht Bologna zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Die allermeisten Täter mussten sich nie vor Gericht verantworten – auch aus Gründen der Staatsräson: Die italienisch-bundesdeutschen Beziehungen sollten nicht belastet werden. Erst Jahrzehnte nach den Massakern begannen italienische Gerichte mit neuen Verfahren. Dokumentiert ist die mangelhafte Aufarbeitung der deutschen Verbrechensgeschichte in dem im Auftrag des Fritz Bauer Instituts herausgegebenen Buch »Monte Santo Marzabotto«. Geschrieben haben es Generalstaatsanwalt Marco De Paolis und der Historiker Paolo Pezzino. Den Lügen der Täter stellen sie Aussagen der Überlebenden gegenüber. In seinem Fazit verurteilt De Paolis die »gängige Praxis, solche Gewalttaten allein der Verantwortung einzelner Befehlshaber zuzuschreiben«. Für Gegenwart und Zukunft fordert der Staatsanwalt, dass »Menschlichkeit und Mitgefühl stets unser Handeln bestimmen sollten, ob im Frieden oder im Krieg«. Das ist mindestens naiv. Wenn nicht zynisch.

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