Antifaschistischer Widerstand in Tirol
Aufgeblättert: »Die Erinnerten« von Andreas Pavlic
Von Gabriel Kuhn
Vor rund zehn Jahren rezensierte ich für eine linke Zeitschrift ein Buch über »Tiroler SozialistInnen und KommunistInnen im Widerstand gegen Hitler«. Ich schrieb, dass ich ein solches Buch gerne als Jugendlicher gelesen hätte, da mein Verständnis der Region, in der ich aufwuchs, bereichert worden wäre. Ich musste die Rezension woanders veröffentlichen, da mir dies als Heimattümelei unter progressivem Deckmantel ausgelegt wurde – wenn ich es richtig verstand. Trotzdem: Auch ein Buch wie »Die Erinnerten« hätte ich mir als Jugendlicher gewünscht. Es erzählt Geschichten über Tirol, die sonst selten erzählt werden. Das Buch beginnt mit der Höttinger Saalschlacht vom 27. Mai 1932, bei der ein SA-Mitglied durch einen Messerstich getötet wurde. An diesem Abend treffen sich Annemarie und Johann, die zentralen Protagonist*innen der Erzählung, die mit der Befreiung Innsbrucks von den Nazis am 3. Mai 1945 endet. Wir lernen viel über das Leben (und Überleben) unter der Nazi-Herrschaft in Tirol, die Auslöschung der jüdischen Bevölkerung, die Flucht von Kommunist*innen in die Sowjetunion, die Organisierung des Widerstands vor Ort. Autor ist der in Innsbruck aufgewachsene und heute in Wien lebende Andreas Pavlic, Mitherausgeber des 2019 erschienenen Sammelbands »Die Rätebewegung« in Österreich. In »Die Erinnerten« vereinen sich schriftstellerisches Geschick und historische Forschungsarbeit zu einem äußerst empfehlenswerten Werk – vor allem für jene, für die es nicht immer das politische Sachbuch sein muss.
Andreas Pavlic: Die Erinnerten. Roman. Edition Atelier, Wien 2021. 224 Seiten, 22 EUR.