Alleinerziehende Missy-Feministin
Aufgeblättert: Jacinta Nandis »Die schlechteste Hausfrau der Welt«
Von Viola Nordsiek
Jacinta Nandi ist die schlechteste Hausfrau der Welt. Weil es darum in diesem Buch geht, so Jacinta, finden Männer es oft weder lustig noch traurig. Aber das Buch ist sehr lustig und sehr traurig. Was macht »Missy-Feministin« Jacinta überhaupt zur Hausfrau – und was zur Feministin? Kinder haben? Mit einem Mann leben, der nicht putzt? Wie kann jemand irgendwelche Menschen kennen, die Kinder haben und putzen oder nicht putzen und dieses Thema nicht für radikal feministisch und wichtig halten?
Natürlich ist das der alte Nebenwiderspruch-Vorwurf. Persönliche Problemchen einer Frau können nur die liberale, weiße Mittelklasse zum Schmunzeln animieren – niemals aber feministisch oder gar radikal sein. Wenn Jacinta feministische Märchenkritik zerlegt, wenn ihr Teenager auf einmal beginnt, die Küche zu putzen, wenn »Pegida-Kevin« ihr zu erklären versucht, warum es antifeministisch sei, eine Putzhilfe zu bezahlen – für sie, aber nicht für ihren Freund: Dann ist das nicht nur sehr witzig und lebendig geschrieben, sondern relevant.
Im Mikrokosmos von Jacintas Verzweiflung zwischen explodierenden Waschmaschinen, Cleanfluencerinnen und toxischem Beziehungs-Fallout werden Themen intersektionalen Feminismus‘ behandelt: ökonomische und emotionale Abhängigkeit, Transfeindlichkeit, Sprachkritik – und die manchmal heuchlerische Selbstkritik einer Linken, die genau so dysfunktional und unverzichtbar rüberkommt wie die eigene Familie.
Jacinta Nandi: Die schlechteste Hausfrau der Welt. Ein Erfahrungsbericht und Manifest. Nautilus, Hamburg 2020. 208 Seiten, 16 EUR.