Best Preptice
Schlaglichter auf High- und Lowlights aus dem Universum des linken Preppings
Von Jan Ole Arps, Carina Book, Hêlîn Dirik, Kornelia Kugler und Frédéric Valin

Wenn sich Dinge zum Schlechten ändern, ist gute Vorbereitung alles. In der linken Geschichte gibt es damit einige Erfahrungen. Was hat in der Vergangenheit schon geklappt, was nicht?
Schrebergärten
Es ist erstaunlich, wie oft das Kleingartenwesen gerade dann einen Aufschwung erlebt, wenn sich alles zum Schlechten wendet. Schon während der Industrialisierung sollten sie den Arbeiter*innenkindern aus gesundheitlichen Gründen ermöglichen, frische Luft zu schnappen und den grauen Hinterhöfen zu entkommen. Während des Ersten Weltkrieges gewannen die Kleingärten aufgrund der Lebensmittelknappheit für die Selbstversorgung der Bevölkerung immer mehr an Bedeutung, und es kam zu einer starken Ausweitung der Kleingartenflächen. Obst und Gemüse wurden angebaut. Weit verbreitet war auch die Kleintierhaltung.
Auch in der Zeit der Wirtschaftskrise und der Inflation in den 1920er Jahren dienten die Gärten in erster Linie der Ernährungssicherung. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden Kleingartenanlagen gelegentlich auch als Versteck für Verfolgte genutzt. Um nach dem Krieg die Wohnungsnot zu lindern, wurden auf den Parzellen Behelfsheime errichtet. Um 1950 lebten beispielsweise etwa fünf Prozent der Hamburger Stadtbevölkerung in diesen Behelfsheimen.
In der DDR wurden die anfangs verhassten Kleingärten schnell zu einer Stütze der Volkswirtschaft. Dort galt: »Nur ein produktiver Garten ist ein guter Garten.« Überschüsse ihrer Ernte gaben die Pächter*innen gegen Bezahlung in Ankaufstellen ab – oder sie wurden privat gegen Dinge des täglichen Bedarfs getauscht.
Der Versorgungsgedanke des Kleingartens ist also historisch gewachsen – und er ist auch heute noch im Bundeskleingartengesetz verankert. Für Kleingärtner*innen heißt das: Auf mindestens einem Drittel der Parzellenfläche müssen Obst, Gemüse oder Kräuter angebaut werden. Über Jahrzehnte war das Kleingartenwesen auch wegen dieser Reglementierung, des latent vorhandenen Gartenzwergfetischismus und der Vereinsmeierei verpönt.
Bis zur Corona-Pandemie. Eine weitere Krise, in der viele Menschen – fast wie von selbst – wieder ihr Glück im Grünen suchten, um der Isolation und Enge der eigenen Wohnung während der Lockdowns zu entfliehen. Diese wiederkehrende Bedeutung in schwierigen Zeiten wirft Fragen auf: Ist das so ein deutscher Schollen-Zinnober mit Autarkie und Verbundenheit zum Boden? So eingeübt, dass die Deutschen gar nicht anders können, als sich in der Krise darauf zurückziehen? Oder ist das Kleingärtnern die ultimative Krisenstrategie?
Für Ulf Poschardt sind Kleingärten die »Favelas der Mittelschicht« – für mich ist der Kleingarten der grüne Rage Room, den ich brauche, weil mir Pfeifen wie Ulf Poschardt die Woche über so auf den Kranz gehen, dass ich samstags die Heckenschere anwerfe, als wäre sie eine Kalaschnikow. Ratatatata regelt sie mir mein Nervensystem runter, während mir der Kirschlorbeer – der ohnehin fast keinen ökologischen Nutzen hat – um die Ohren fliegt. Ich bin eine Childless Plant Lady, und wenn dann noch der Bambus – auch weitgehend ohne ökologischen Nutzen – abgesäbelt ist, bin ich zen im Kleinod. Ob das für den Doomsday reicht? Wahrscheinlich nicht, aber die Trockentoilette könnte im Notfall hilfreich werden.
Abtreibung in Eigenregie
Der Zugang zu Abtreibungen ist verboten oder eingeschränkt – das ist an vielen Orten noch oder wieder die beschissene Realität. Eine sichere, relativ leicht zugängliche und effektive Methode, um eine Schwangerschaft trotzdem zu beenden, ist der medikamentöse Abbruch mit den Pillen Mifepriston und Misoprostol.
Mifepriston gilt als »die Abtreibungspille« und ist seit den 1990er Jahren am Markt. Durch Mifepriston wurden Schwangerschaftsabbrüche einfacher und kostengünstiger, da kein chirurgischer Eingriff mehr vorgenommen werden muss. Das Medikament blockiert das körpereigene Hormon Progesteron, wodurch das Wachstum des Embryos verhindert wird. Die Einnahme von Mifepriston führt innerhalb von 48 Stunden zum Öffnen des inneren Zervix und zur Ablösung der Gebärmutterschleimhaut. Nach 36 bis 48 Stunden wendet die schwangere Person zusätzlich ein wehenförderndes Mittel wie Misoprostol an, um den abgelösten Embryo auszustoßen.
Es ist auch möglich, nur mit Misoprostol eine Abtreibung durchzuführen, was in vielen Ländern praktiziert wird, in denen Mifepriston verboten, Misoprostol zur Behandlung von Magengeschwüren aber legal ist. Die alleinige Einnahme von Misoprostol führt in etwa 85 bis 95 Prozent der Fälle zur Beendigung der Schwangerschaft – je nachdem, wie weit sie fortgeschritten ist und wie das Medikament eingenommen wird. Die gleichzeitige Einnahme von Mifepriston und Misoprostol wirkt mit 98 Prozent noch besser. Heute wird der Großteil der legalen Abtreibungen mit Pillen durchgeführt, teilweise auch in telemedizinischer Anwendung, also mit telefonischer oder online Betreuung durch eine Ärzt*in.
Aber auch illegalisierte Abtreibungen werden dank Abtreibungspillen sicherer. Pillen werden per Post verschickt, von unabhängigen Kliniken, Ärzt*innen und Apotheker*innen verschrieben, von Abtreibungsfonds finanziert und von Unterstützungsnetzwerken weitergegeben. In den USA verschicken Organisationen wie AidAccess und Plan C Pills die Medikamente auch in Bundesstaaten, in denen Abtreibungen verboten sind. Women Help Women und Women on Web verschicken weltweit Abtreibungspillen, auch im Voraus – die Pillen können bis zu zwei Jahre aufbewahrt werden. So kann für ungewollte Schwangerschaften gepreppt werden. Schwerwiegende Komplikationen nach einem medikamentösen Schwangerschaftsabbruch sind selten. Aktivist*innen betonen trotzdem, wie wichtig es auch bei einem »autonomen« Schwangerschaftsabbruch mit Pillen ist, sich Unterstützung zu holen, und sei es nur via Chat. Nicht nur wegen möglicher Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen, sondern auch, um der durch die Umstände erzwungenen Einsamkeit entgegenzuwirken.
Nicht ohne Risiko ist dagegen die selbstorganisierte Beschaffung und Verteilung: Justyna Wydrzynska von der Gruppe Aborcyjny Dream Team aus Polen wurde 2021 verhaftet und 2023 als erste Person in Europa dafür verurteilt, eine Packung Abtreibungspillen per Post verschickt zu haben. Justyna hatte mit der Webseite Kobiety w Sieci über medikamentöse Abtreibungen informiert, nachdem sie 2006 selbst eine hatte. Das Urteil war eine Warnung an die Bewegung für reproduktive Gerechtigkeit. Und dennoch: Eine von Amnesty International durchgeführte Umfrage ergab, dass 47 Prozent der in Polen lebenden Menschen in einer ähnlichen Situation bei einer Abtreibung helfen würden; unter den jungen Menschen waren sogar 66 Prozent dazu bereit.
Open Source Corona-Impfung?
Auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie stellte sich recht schnell die Frage: Wer kriegt welchen Schutz wann? Wer muss ihn sich selbst durch Maßnahmen organisieren, wer bekommt den Schutz frei Haus, also über die Impfung? Und: Wer entwickelt und produziert die Impfstoffe, wo werden sie wann verteilt? Die linke Forderung nach einer Patentfreigabe war insofern unrealistisch, als eine Umstellung der weltweiten Produktion auf derart komplexe Herstellungsverfahren wie den von Biontech entwickelten Impfstoff schon technisch nicht möglich war. Alternativ aber gab es immer wieder Versuche, Impfstoffe zu entwickeln, die für fast alle zugänglich sein könnten.
Das prominenteste Beispiel dafür war Corbevax. Dr. Maria Elena Bottazzi and Dr. Peter Hotez entwickelten dafür in Houston die Formel (einen ähnlichen Zugang fanden übrigens kubanische Forschende, was aber weniger Aufmerksamkeit bekam). Das besondere an Corbevax: Die Formel war gemeinfrei zugänglich, also zur allgemeinen Nutzung freigegeben. Die Entwicklung versuchte auch, die Produktion möglichst wenig kostenintensiv zu gestalten. Es handelt sich bei Corbevax entsprechend um einen klassischen Impfstoff, der das Spike-Protein von Sars-Cov-2 binden soll. In Indien erhielt er eine Notzulassung, und wurde dort auch zumeist unter zwölf- bis 14-Jährigen verimpft; also eine Gruppe, die nicht als risikobehaftet gilt. Die Studienergebnisse zur Wirksamkeit sind zwar vielversprechend, aber immer noch inkonklusiv; insbesondere weil solche Protein-basierten Impfstoffe anfälliger sind für Escape-Varianten. Die letzte ernstzunehmende Studie scheint zu Omicron gewesen zu sein. Das ist immunologisch schon lange her.
Nichtsdestotrotz wurde die Formel 2024 von der World Health Organisation freigegeben für »emergency use«. Die Daten geben das ohne weiteres nicht her: Es sind zu wenige erhoben worden. Möglich, dass die WHO hier einen pragmatischen Weg gewählt hat, nach dem Motto: Viel hilft viel. Ein Impfstoff, der nachweislich nicht schadet und zumindest auf dem Papier so funktioniert wie Novavax, das können wir brauchen.
DIY stößt da an seine Grenzen, wo es alle betrifft; sicher sind solche Impfstoffe gut und nötig, wenn die Bevölkerung darauf eingestellt ist, sich auf die Möglichkeiten einzulassen. Das hat in Kuba gut geklappt, wo mindestens vier Impfstoffe (mit geringerer Wirksamkeit) entwickelt und gleichzeitig die Schutzmaßnahmen sinnvoll abgestimmt wurden. Es war eine temporäre Lösung, die dann wiederum davon abgelöst wurde, dass alle Varianten durch die Bevölkerung gejagt wurden und die langsame Lösung der proteinbasierten Impfungen schlicht nicht gut genug reagiert haben.
Die neue MRNA-basierte Technologie verspricht jenseits der Impfung Neuerungen im Kampf gegen Autoimmunerkrankungen: Es sind Patente zum Beispiel gegen MS angemeldet worden, da kämen die traditionellen Impfstoffe gar nicht hin. Medizinischer Fortschritt verteilt sich, seit es ihn gibt, ungleich. Aus diesem Bewusstsein heraus war Corbevax entwickelt worden. Ob es was gebracht hat, kann aber sauber niemand sagen.
Präventive Illegalität
Konsequente linke Politik kann schon mal mit Verfolgung konfrontiert sein und war es in ihrer Geschichte immer wieder. Viele Kommunist*innen verbrachten einen guten Teil ihres Lebens in der Illegalität, konspirative Organisationsformen waren lange eher die Regel als die Ausnahme, und auch, wo ein gewisses Maß an politischer Freiheit herrscht, kann diese schnell zurückgenommen werden. Darum kann es nicht schaden, sich frühzeitig Gedanken über die politische Weiterarbeit in der Illegalität zu machen.
Man kann es damit aber auch übertreiben.
In den späten 1960ern und frühen 1970ern gründeten sich in vielen Ländern Parteien und Zirkel, die sich den Marxismus-Leninismus auf die Fahnen schrieben (in Abgrenzung zum »Revisionismus« der Sowjetunion nach der Entstalinisierung) und für sich die Rolle der Avantgarde des Proletariats anvisierten. In Westdeutschland war die KPD 1956, gut zehn Jahre nach ihrer Wiedergründung nach dem NS, verboten worden, und auch wenn 1968 im Zuge der Entspannungspolitik die DKP als mehr oder weniger offizielle Nachfolgepartei das Go zur Gründung erhielt, waren viele überzeugt: Das ist nicht der Real Deal. Folglich wurden weitere Organisationen aus der Taufe gehoben, alle mit dem Ziel, zur einzig echten Nachfolgeorganisation der KPD zu werden. Und so nannten sie sich auch: KPD/ML (gegründet an Silvester 1968), KPD/AO (Aufbauorganisation, 1970), KB (Kommunistischer Bund, der unsere Vorgängerzeitung herausgab, 1971), KBW (Kommunistischer Bund Westdeutschland, 1973) und so weiter.
Viele dieser K-Gruppen pflegten konspirative Organisationsformen, zum Beispiel ausgedachte Namen, mit denen die Mitglieder untereinander kommunizierten. Solche Maßnahmen hatten auch mit befürchteter oder realer Verfolgung zu tun, etwa durch Berufsverbote oder Gewerkschaftsausschlüsse. Auch mit ihrem Verbot durch das Innenministerium rechneten die K-Gruppen ständig, und in der Tat forderte die CDU ein solches. Parallel überzogen diese Gruppen sich gegenseitig mit scharfer Kritik, auch intern wurde permanent um die richtige Linie, gegen »Ökonomismus«, »Zurückweichlertum« »Opportunismus« oder »Liquidatorentum« gekämpft.
Die vergleichsweise kleine KPD/ML brachte es schon Anfang der 1970er Jahre fertig, sich in zwei konkurrierende Strömungen aufzuspalten, die KPD/ML Zentralkomitee oder Roter Morgen (nach der Organisationszeitung) und die KPD/ML Zentralbüro oder Rote Fahne. Es ging unter anderem darum, ob gerade mehr die Programmentwicklung oder die Praxis im Vordergrund stehen sollte. Für die Spaltungskämpfe ging viel Energie drauf, dennoch versuchte die KPD/ML ZB, eine politische Praxis in den Betrieben zu entwickeln. Mit zunehmender »Verankerung im Proletariat«, so die Einschätzung, werde allerdings auch die Verbotsgefahr wachsen. Dass auf dem IG-Metall-Tag 1971 Anträge, »linksextreme Gruppen« zu verbieten, diskutiert wurden, heizte die Sorge vor Kriminalisierung weiter an. Ende 1972 entschied die Führung der KPD/ML ZB, den Behörden zuvorzukommen, und ordnete den Schritt in die Illegalität an. Mindestens die Mitglieder der Führungsebene mussten neue Wohnungen anmieten (unter falschem Namen), Zeitungen und interne Dokumente wurden vernichtet, neue Schriften mit Tarntiteln (»Die Lehrabschlussprüfung des Drehers«) herausgebracht. Treffpunkte wurden verlegt, Treffen dann nicht selten aus Sorge vor Observation doch wieder abgesagt, gegenseitige Verdächtigungen machten die Runde.
Der Mehraufwand war erheblich, die politische Arbeit kam zum Erliegen. Eine, die damals aktiv war, schildert es so: »Wir sind dann in die Illegalität gegangen. Ich habe unter falschem Namen ein Zimmer angemietet, aber es gab überhaupt keine Verbindungen mehr, um irgendwas zu tun. Man hat praktisch nichts mehr mitbekommen. Das war mir dann zu dumm, also habe ich die Illegalität auf eigene Verantwortung wieder aufgegeben.« Ihren alten Job hatte sie nicht mehr, einige Monate später war die KPD/ML Zentralbüro Geschichte.
Bitte Maske tragen
Biometrische Gesichtserkennung ist überall: Sie entsperrt Handys, wird bei Grenzkontrollen eingesetzt oder dient der Identifizierung von Menschen in der Strafverfolgung. Die Technologien funktionieren durch den Scan von Gesichtsmerkmalen (zum Beispiel der Nasenform, der Position der Ohren oder des Abstands zwischen den Augen) und deren Abgleich mit bereits gespeicherten Bildern.
In Deutschland sind diese Systeme im Alltag noch nicht so gängig, dass sie zum Bezahlen oder zur Anwesenheitskontrolle auf der Arbeit verwendet werden, wie in einigen anderen Staaten. Doch spätestens mit der Verhaftung von Daniela Klette und der Debatte um neue Sicherheitsmaßnahmen nach dem islamistischen Anschlag in Solingen im August steht das Thema biometrische Überwachung wieder stärker im Fokus. Der Entwurf der Bundesregierung für ein »Sicherheitspaket« sah vor, die Anwendung von Gesichtserkennungstechnologien durch die Polizei zu ermöglichen, vorgeblich, um illegale Migration zu begrenzen und Islamismus zu bekämpfen.Vorerst ist dieses Vorhaben, das Kriminalisierung und Datenmissbrauch durch staatliche Behörden erleichtert hätte, gescheitert. Dennoch gibt es angesichts immer leistungsfähigerer Software und zunehmender Pläne der Politik, den öffentlichen Raum mehr zu überwachen, genug Gründe, sich dagegen zu wappnen – und auch einige Ideen, wie das gehen könnte.
Von Künstler*innen über Modedesigner*innen bis ITler*innen haben sich schon viele Menschen Methoden ausgedacht, um Gesichtserkennungssoftware auszukontern. Eine wurde 2020 von Aktivist*innen bei den Black-Lives-Matter-Protesten in den USA genutzt: Der Künstler Adam Harvey entwickelte 2010 mit »CV Dazzle« einen Stil, bei dem bestimmte Frisuren, Makeup und Accessoires so eingesetzt werden, dass die Software Gesichtsmerkmale nicht als solche erkennt. Haarsträhnen, die asymmetrisch über das Gesicht laufen, unerwartete kubistische Formen in Farben, die im Kontrast zur Hautfarbe stehen, und Rollkragenpullis, die das Erkennen der Gesichtsform erschweren. Klingt low-budget, effektiv und easy, oder?
Leider nicht ganz. Die meisten Technologien sind heute so entwickelt, dass sie Gesichter trotzdem erkennen könnten. Um eine Person zu identifizieren, reicht manchmal schon ein Ohrenpaar. Und wenn schon ein Smartphone sich trotz Corona-Maske per Gesichtserkennung entsperren lässt, kann man erahnen, auf welches Level an Technik Behörden heute zugreifen können. Auf einer Demo macht man sich zudem nicht unbedingt unauffälliger, wenn man mit einem großen blauen Dreieck im Gesicht aufkreuzt.
Eine vermummungsfreie Methode gegen unerwünschte Fotos kann das Tragen von Schals aus stark reflektierendem Material sein, die zum Beispiel Blitzlichtfotos ruinieren. Das wohl bekannteste Modell ist von der Marke Ishu, entwickelt vom Unternehmer Saif Siddiqui, und ist seit 2016 als »Anti-Paparazzi-Schal« besonders unter Celebrities beliebt. Jetzt könnt ihr euch es wohl schon denken, aber mit einem stolzen Preis von 2.000 Euro fällt der Schal als günstige Methode raus. Und begrenzt ist seine Funktion ebenfalls, weil er nicht vor Aufnahmen ohne Blitzlicht schützt. Weitere Möglichkeiten sind realistische Gesichtsmasken aus Silikon oder das Tragen von Stoffen, deren Eigenschaften sich je nach Umgebung ändern können, wie sie zum Beispiel die Designerin Lauren Bowker entwickelt hat. Mit Blick auf eine sich stetig weiter entwickelnde Technologie ist jedoch auf keine dieser Methoden zu 100 Prozent Verlass, denn auch sie müssen sich ständig an neue Systeme anpassen.
Die ultimative Anonymität erreichen wir vielleicht nie, aber sich und andere zumindest teilweise schützen zu können, gehört in diesen Zeiten zu den unabdingbaren linken Skills. Das kann damit beginnen, sich mit Genoss*innen in Hackerforen zu vertiefen, verschiedene Abwehrmethoden auszuprobieren und sich kollektiv über Strategien auszutauschen.

Maik Banks
macht sequentielle Kunst und arbeitet zurzeit an einer Comic-Biografie über die Anarchistin Emma Goldman. Maik hat die Illustrationen zu diesem Schwerpunkt angefertigt und illustriert auch sonst regelmäßig für ak und andere Medien. Online ist er zu erreichen unter www.maikbanks.com, auf Instagram unter @maikbanks und für Patreon-Unterstützer*innen auf www.patreon.com/maikbanks.