Dabeigewesen sein ist alles?
ak-ler*innen aus mehreren Zeitungsgenerationen plaudern aus, wie es war und was fehlte
Protokolle: Jan Ole Arps und Hannah Eberle
Gegründet 1971, das ist lang her. In den fünf Jahrzehnten ihres bisherigen Bestehens haben sich wahrscheinlich mehrere tausend Linke (wirklich!) an der Erstellung und Verbreitung der Zeitung aktiv beteiligt. Wir haben fünf von ihnen angerufen und sie über ihre Zeit bei ak ausgefragt.
1971–1995 Heinrich Eckhoff, ak-Redaktion und Verlag
Meine erste politische Erfahrung, an die ich mich erinnere, ist der algerische Befreiungskampf gegen den französischen Kolonialismus, mein erstes politisches Buch war »Die Verdammten dieser Erde« von Frantz Fanon. 1969 begann ich, in Hamburg zu studieren: Mathematik, Physik, Informatik. So bin ich in die kommunistische Bewegung gekommen und eher zufällig zu einer der Gruppen, aus denen der Kommunistische Bund entstand. Schon in die erste Ausgabe des Arbeiterkampfs 1971 war ich involviert, nicht als Schreiber, aber bei der Erstellung. Unsere Vorstellung war, dass auch in Deutschland wieder eine kommunistische Partei organisiert werden müsste. Wir wollten Teil einer solchen Organisierung sein. Träger der Bewegung zum Aufbau der Partei und überhaupt des gesellschaftlichen Fortschritts war aus unserer Sicht das Proletariat, deshalb hieß die Zeitung bewusst »Arbeiterkampf«. Die betrieblichen Aktivitäten nahmen in den ersten Jahren viel Raum in der Berichterstattung und in der politischen Praxis des KB ein.
Ab Mitte der 1970er zeigte sich für uns, dass die Erwartung, das Proletariat werde den Kampf für den gesellschaftlichen Fortschritt in der Bundesrepublik anführen, sich nicht erfüllte. Gleichzeitig entstanden soziale Bewegungen, zuerst die Frauen- und Schwulenbewegung, dann die Ökologie- und Anti-AKW-Bewegung, die den Kern der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen bildeten. In diesem Zusammenhang löste sich der KB fast automatisch vom ideologischen Kommunismusverständnis. Politik zur Veränderung der Gesellschaft war in der Folge der Hauptgegenstand des Handelns. Obwohl wir zu den Hochzeiten der Anti-AKW-Proteste in den 1970ern an die 30.000 Zeitungen verkauften, war uns klar, dass wir eine kleine radikale Minderheit in der Gesellschaft waren. Wir konnten uns immer noch eher vorstellen, dass die BRD-Gesellschaft sich wieder zum Faschismus entwickelt als zum Sozialismus.
Wir konnten uns eher vorstellen, dass die BRD-Gesellschaft sich wieder zum Faschismus entwickelt als zum Sozialismus.
Heinrich Eckhoff
Der erste Bruch in unserer Organisation kam, als unser Ansatz, eine linksalternative Wahloption auf den Weg zu bringen, scheiterte und in Folge die Grünen auf diesem Feld alles abräumten. Ein großer Teil des KB spaltete sich ab und organisierte sich als linker Flügel in den Grünen. Die Mehrheit folgte der Idee, in Bezug auf die sozialen Bewegungen gesellschaftspolitischen Einfluss erreichen zu können. Für den Teil, der den (alten) AK weiterführte, war die Friedensbewegung der eigentlich zentrale Bezugspunkt.
Das endgültige Aus für unsere Organisation kam mit der Wende 1989 und der Vereinigung der DDR mit der BRD. Die Auseinandersetzung darüber, was diese Entwicklung bedeutet, führte zur Spaltung des KB und schließlich 1991 zu seiner Auflösung. Das Zerwürfnis bestand darin, wie im Taumel der Wiedervereinigung in Deutschland Politik gedacht und gemacht werden könnte. Die antideutsche »Minderheit« im KB ergriff die Flucht vor dem, was in Deutschland passierte, und erklärte sich zur »Kraft der Negation«. Das ist Verweigerung, aber aus meiner Sicht keine Politik. Die »Mehrheit«, zu der ich gehörte, wollte eine Zusammenarbeit mit den in der DDR entstandenen linken Gruppieren und eine Politik, die die SED/PDS als mögliche Bündnispartnerin sah. Ich halte es immer noch für einen Fehler, dass sich so wenige westdeutsche Linke damals auf die PDS bezogen, und ich halte es auch für einen Fehler der heutigen ak, dass euch Wahlen, Parteien und das parlamentarische System nicht interessieren. Auch das ist eine Art von Realitätsverweigerung.
Bis der KB sich auflöste, wurde der AK noch ein Jahr lang als »Dach-AK« produziert. Wenn ich es richtig erinnere, waren jeweils sechs Personen aus jeder Strömung in der Redaktion. In zwei Dritteln der Ausgabe liefen »neutrale« Themen, das restliche Drittel wurde zwischen beiden Strömungen aufgeteilt, die dort ihre Schlachten miteinander schlugen und programmatische Texte veröffentlichten.
Aus meiner Sicht gibt es eigentlich keine 50 Jahre AK/ak, sondern zweimal 25 Jahre. Die heutige ak hat nicht viel mit dem AK der ersten 25 Jahre zu tun. Sie hat von ihm eine Geschichte geerbt, ist aber seit Mitte der 1990er Jahre konzeptionell eine völlig andere Zeitung. Sie hat mit dem alten AK so viel oder wenig gemein, wie man etwas mit seinen Eltern teilt. Manchmal fühlt man sich mit dem Leben der Eltern verbunden, manchmal ist es ein sehr eigenständiges Leben. Und man kann Familiengeschichte schreiben, oder man kann die eigene Geschichte schreiben.
Heinrich Eckhoff, he., Hamburg, hat den AK von der ersten Ausgabe 1971 als Schreiber, Redakteur, Verlagsleiter, Geschäftsführer und als presserechtlich Verantwortlicher bis 1995 aktiv begleitet.
1970er–heute Renate Möller, ak-Layout
Ich habe in den 1970ern noch studiert und eigentlich als Hilfskraft beim AK angefangen. Damals war ich im KB, und es gab den Aufruf, sich an Tippschichten zu beteiligen. Es gab ja keine elektronischen Speichermedien, also mussten wir kurze Textabschnitte abtippen, und diese wurden auf Kugelkopf Composern gespeichert, das sind elektrische Schreibmaschinen mit minimaler Speicherkapazität. Mit dieser Ausrüstung waren wir für die damalige Zeit sehr modern. Zusammen mit den Überschriften, die wir mit Reprokameras, einer Art Vergrößerungs-Tool, anfertigten, konnten wir schließlich die Zeitung zusammen kleben. Ich weiß noch, dass es die Regel gab, dass unter 20 Wörtern nichts kursiv sein durfte, sonst hätten wir einen neuen Kugelkopf verwenden müssen. Man musste sich also immer entscheiden: fett, kursiv oder normaler Text. Heute können in einem Satz problemlos fett, unterstrichen und kursiv gesetzte Worte sein, das war damals nicht vorstellbar.
Die Erfassung der Zeitungstexte hat die Arbeit von Dutzenden verlangt. Mit der Textproduktion selbst hatte ich in den fast 50 Jahren eigentlich nie zu tun. Bis zur Auflösung des KB wurden Texte meistens vom Leitungsgremium bestimmt, also zu welchen Themen etwas in der Ausgabe erscheint, wurde politisch angeordnet. Heute entscheidet die Redaktion.
Anfang der 1980er Jahre entwickelte sich die Technik weiter, und mit dem Kleben war Schluss. Mein Studium hatte ich längst geschmissen und habe ab dann Vollzeit im KB-eigenen Betrieb gearbeitet. Die Hamburger Satz- und Verlagskooperative hat neben dem AK auch den Satz für andere Bücher und Prospekte gemacht, erst in der Lindenallee in Hamburg und dann in einem Hinterhof im Schulterblatt.
Anfang der 1990er war damit Schluss, also erst einmal vor allem mit dem KB. Kurz vorher kam die Debatte mit den Antideutschen auf, daran erinnere ich mich noch gut: Im KB gab es sogenannte Zellen, also Bezugsgruppen, und ich gehörte einer an, in der beide Fraktionen vertreten waren. Ich gehörte zur sogenannten »Mehrheit«, aber trotzdem zu denen, die 1990 sagten, lasst uns nach Frankfurt zur »Nie-wieder-Deutschland«-Demonstration fahren. Als es dann aber unter den Antideutschen immer sektiererischer wurde, konnte ich damit nicht mehr viel anfangen.
Aber zurück zur Produktion der Zeitung. Wir mussten uns also etwas neues überlegen, schließlich entwickelte sich das erste Computerlayout. Ich habe dann mit einem ak-Kollegen und zwei befreundeten EDV-Leuten eine eigene Firma für Desktop-Publishing und Belichtung von Druckfilmen gegründet. Damit waren wir erfolgreich, auch weil wir eine Nische besetzten, die mit Windows statt mit Apple layouten konnte, mit einem Programm namens Ventura. Mit dem Programm haben wir bis 2011 auch ak gelayoutet. In den 2000er Jahren kam es dann zur dritten technologischen Neuerung, wodurch Druckfilme überflüssig wurden. Wir haben die Firma abgewickelt, seitdem bin ich direkt bei ak angestellt. Das habe ich nie bereut. Als Selbstständige im Bereich Grafik und Layout kann es ganz schön hart werden.
Politisch stehe ich immer noch hinter dem Projekt. Eigentlich kam ich aus der Jugendzentrumsbewegung und war dann auch in der Frauenbewegung aktiv. Bis heute lese ich daher gern die feministischen Beiträge, auch wenn ich es manchmal etwas verkompliziert finde. Und ich lese die internationalen Artikel. Es ist gut, dass wir den starken Fokus auf diese Themen beibehalten haben.
Renate Möller arbeitet seit mehr als 40 Jahren in unterschiedlichen Funktionen im ak-Layout.
1990er–2015 Martin Beck, ak-Redaktion
Ich bin 1987 mit zwei weiteren Genossen zum KB gestoßen, wir haben den AK in unserer Stadt verkauft und sind – welch Ironie – im November 1989 KB-Mitglieder geworden. In dieser Zeit habe ich viele, mit denen ich dann fast zwei Jahrzehnte zusammengearbeitet habe, kennengelernt. Meinen ersten ak-Artikel habe ich Anfang der 1990er Jahre geschrieben. Mitte der 1990er begann ich, als Springer für ak zu arbeiten; nach dem Studium wurde ich fester Redakteur. Wahlanalysen, Grüne und PDS waren mein Steckenpferd. Inhaltlich war ak anders aufgestellt als heute, wir haben eher Themen aufgegriffen, die auch im Mainstream eine Rolle spielten, und sie eben anders analysiert. In den 1990ern hat ak überwintert, oft auch politisch hilflos: »Stoppt das Bomben, rettet die Menschen« titelten wir zum Beispiel zum Kosovokrieg.
Mit dem Aufschwung der globalisierungskritischen Bewegungen in Seattle 1999 und Genua 2001 änderte sich das. Attac gründete sich, und auch ak wurde politisch initiativer. Einschneidend war Köln 1999. Die Mobilisierungen gegen den EU-Gipfel und das G7-Treffen blieben weit hinter den Erwartungen zurück. Nicht zuletzt auf Initiative von ak-Genoss*innen wurde in der Folge zu sogenannten »Beratungstreffen« eingeladen. Sie waren der Ausgangspunkt der IL-Gründung. Dieser Prozess veränderte auch das Blatt. Hinzu kam, dass sich die Redaktion veränderte. Der KB existierte nicht mehr als Rekrutierungspool, also wurden politische Aktivist*innen explizit angesprochen. Mit Genoss*innen, die Ende der 1990er bei FelS (Für eine linke Strömung) in Berlin waren oder aus der Jobber-Bewegung in Hamburg kamen, entstand eine Öffnung hin zu Bewegungsthemen. Die ak wollte immer eine informative Zeitung sein für die breite Linke, aber eben auch einen Gebrauchswert haben für politische Kader, für Aktivist*innen. Wir hatten damals den Eindruck, dass es für viele wieder wichtig geworden ist, in der Zeitung ihre Positionen vertreten zu sehen. Die Zeitung war mehr politisches Projekt als Lohnarbeitskollektiv, sie stand in Abgrenzung gegen die Antideutschen, mittlerweile klar außerparlamentarisch – diejenigen, die sich zur PDS orientierten, waren gegangen. Ich war immer der Überzeugung, dass ak sein Potenzial an möglichen Leser*innen nicht ausschöpft – und anders als einige meiner Genoss*innen wollte ich auch kein Magazin machen – es gab ja eine Zeit lang die Fantômas als Beilage in ak –, sondern mehr aus der Zeitung rausholen.
Als ich anfing, habe ich übrigens eine kleine Kulturrevolution ausgelöst. Ich wollte nicht angestellt werden, sondern auf Honorarbasis arbeiten. Ich war jung und brauchte das Geld! Und Honorar bedeutete in meiner Lebenssituation netto gleich brutto. Man muss sich klar machen, dass ak bis in die 2010er nur überlebt hat, weil viele, die das ak-Projekt getragen haben, gute, sozialversicherte Lohnarbeit anderswo hatten und durch unbezahlte Arbeit oder gegen sehr wenig Geld ak am Leben hielten. Die Auflage lag bis Anfang der 2000er eher bei 2.000 Abos oder noch darunter. Ohne die vielen Spenden und Daueraufträge von Ex-KBler*innen hätte ak nicht überlebt.
Dass sich ab 2010 noch einmal so viel verändert hat, hing ebenfalls mit inneren Faktoren zusammen: Die Basis des Projekts aus ehemaligen KBler*innen wurde brüchiger, die Redaktion hatte sich erneuert, die Zeitung war mittlerweile ein Projekt zwischen Berlin und Hamburg. Es gab auch nicht mehr die eine verantwortliche Gruppe, und Redakteur*innen blieben nicht mehr jahrzehntelang mit dem Projekt verbunden. Alles wurde eben »flexibler«.
Und heute? 2016 bekam ich die Chance, in den Dietz Verlag zu wechseln. Mich Marx-Herausgeber zu nennen, da konnte ich einfach nicht widerstehen. Im Ernst: Ich hatte das Gefühl, dass ich meine Aufgabe für dieses Projekt erfüllt hatte. Aber ich bin überzeugt, dass ein Ort, an dem über Strategien der Klimabewegung, der Mieter*innenbewegung und der Linkspartei berichtet wird und die Zusammenhänge hergestellt werden, unbedingt notwendig ist – und das leistet ak.
Martin Beck war ak-Redakteur von 1997/98 bis Anfang 2015 und ist heute Verlagsleiter des Karl Dietz Verlags Berlin.
2011–2020 Andreas Homann, ak-Gestaltung
Vor gut zehn Jahren bekam ich eine schüchterne Anfrage, ob ich mir vorstellen könne, für die ak ein neues Design zu entwickeln. Ich kannte die ak schon seit ein paar Jahren, las sie aber selten, denn ich fand, die Zeitung kommunizierte nicht gut mit den Leser*innen, man fand sich schwer darin zurecht. An einem neuen ak-Design zu arbeiten, war auch deshalb eine interessante Aufgabe für mich.
Im deutschen Zeitungslayout findet man wenig Inspiration. Es gibt Zeitungen wie die FAZ oder die Süddeutsche, deren Layout arrogant von oben auf die Leser*innen schaut. Und es gibt den Boulevard, der auch auf die Leser*innen herabschaut, weil er sie für dumm hält. Ein gutes Zeitungsdesign kommuniziert mit den Leser*innen auf Augenhöhe, durch Schriftauswahl, grafische Elemente, Leseführung. Man sollte sich, wenn man die Zeitung aufschlägt, schnell zurecht finden und willkommen fühlen.
Bei ak gab es mehrere Besonderheiten: Zum einen habe ich selten mit Kund*innen gearbeitet, die so genau wussten, was sie wollten und was nicht. Die ak-Redaktion hatte einen intensiven Prozess mit Mediation und Coaching hinter sich, in dem sie auch eine Vorstellung für ihr zukünftiges Erscheinungsbild und die Anforderungen daran erarbeitet hatte. Dazu gehörte neben besserer Lesbarkeit und einer neuen Blattstruktur, dass die Redaktion und die Grafikerin einfach und schnell mit dem neuen Design arbeiten können, ohne jede Seite einzeln neu zu gestalten – so entstand ein Baukasten mit rund 1.500 Musterseiten, mit dem sich auch in schwierigen Produktionszeiten sehr schnell schöne, gut lesbare Seiten umsetzen lassen – und das bis heute.
Was heißt gute, linke Gestaltung für mich? Einerseits respektvolle Kommunikation mit den Leser*innen. Ohne Leseführung kommt man in keinen Text rein, die Lust darauf endet schnell bei Null. Das bedeutet gut gemacht: strukturierende Elemente wie Headline, Unterzeile, Zitate, Zwischenüberschriften, und eine sauber lesbare Schrift. Das Auge soll auch auf sehr vollen Seiten zur Ruhe kommen können, deshalb gibt es unter anderem die Leerspalte auf jeder Seite.
Das ak-Design nutzt Assoziationen zum Konstruktivismus, einer Strömung revolutionärer Künstler*innen in Russland im frühen 20. Jahrhundert. Typografie und geometrische Formen spielten eine wichtige Rolle.
Andreas Homann
Das ak-Design nutzt Assoziationen zum Konstruktivismus der frühen Sowjetunion: Der Konstruktivismus war eine Strömung revolutionärer Künstler*innen in Russland im frühen 20. Jahrhundert, die Kunst für die Revolution, als Gestaltung für die »Massen« – aber nicht doof, sondern utopisch – gemacht haben. Typografie und geometrischen Formen kamen eine wichtige Rolle zu. Umgesetzt im ak-Design: als Kontrast zwischen ganz leichten und ganz schweren Elementen wie zwischen dünnen und schweren Linien oder leichten und fetten Schriften. Dieser Kontrast sorgt auch für eine starke visuelle Identität.
Eigentlich sollte die Zeitung nach dem Redesign allein weitermachen, aber weil die Redaktion die individuell gestalteten Titel- und Themenseiten schätzte und die Arbeit Spaß machte, arbeiteten wir noch fast zehn Jahre zusammen, und ak wurde auch zu meinem politischen Projekt. Dabei sind viele schöne und natürlich ein paar nicht so gelungene Ausgaben entstanden: Auffallend war die »Emission-Impossible«-Ausgabe mit den Rauchschwaden, die den Zeitungskopf unleserlich verdeckten. Oder sehr positiv auch die Notausgabe 2016, bei der ein zwölfseitiges »Buch« zu einer ungewöhnlichen Art Ausstellung von elf Künstler*innen im Zeitungsformat wurde.
Bestimmt kann das ak-Design irgendwann eine Überarbeitung vertragen, aber ich glaube, es funktioniert immer noch gut, was auch die Steigerung der Auflage beweist, die sich seit dem Redesign vor zehn Jahren fast verdreifacht hat. Was ich mir wünschen würde für die ak: die Schaffung einer professionellen Bildredaktion und eine mutigere Bildsprache.
Andreas Homann ist Kommunikationsdesigner in Hamburg, hat die Grundgestaltung der ak konzipiert und bis Sommer 2020 das monatliche Thema und die Titelseiten der Rubriken gestaltet.
2017–2019 Bahar Sheikh, ak-Redaktion
Irgendwie eine banale Geschichte, wie ich in die ak-Redaktion gekommen bin. Ich bin 2017 mit dem Studium fertig geworden, habe zufällig die Ausschreibung für die Redaktionsstelle gesehen und dachte, das könnte ganz gut passen. Ich hatte kein Abo, die ak lag aber in in meiner alten Nachbarschaft in Cafés aus, dort habe ich sie immer wieder gelesen und außerdem auf Social Media verfolgt. In ak wurden viele solidarische Bezüge zu antirassistischen und feministischen Bewegungen hergestellt, im Gegensatz zu anderen linken Zeitungen immer linksradikal, nie liberal, was ich richtig gut fand. In der Redaktion hat sich das nicht unbedingt widergespiegelt, die war sehr weiß, als ich angefangen habe, und feministische Themen waren vor allem der Schwerpunkt einer Redakteurin. Es war also auf jeden Fall noch Luft nach oben, sowohl inhaltlich als auch in der Redaktion. Aber es gab da schon eine Offenheit, sich zu bewegen und weiterzuentwickeln.
Mittlerweile sind Themen, die damals eher Nischenthemen waren, wie bestimmte feministische Positionen oder auch Ableismus, selbstverständlich in der Zeitung. Das hat sicher auch damit zu tun, dass sich das Kollektiv stark verändert hat in den letzten Jahren, aber es liegt vielleicht auch an der Onlinepräsenz. Es ist alles aktueller geworden bei ak, und online wird auch nochmal ein anderes Publikum angesprochen als vorher durch die Printzeitung.
Die Arbeit im ak-Kollektiv ist wahrscheinlich die entgrenzteste Lohnarbeit, die ich jemals gemacht haben werde.
Bahar Sheikh
Während meiner Zeit bei ak habe ich viel über politische Debatten mitbekommen, auch über nerdige Themen wie irgendwelche trotzkistischen Gruppen und Positionen, mit denen ich mich vielleicht sonst nicht beschäftigt hätte. Ich glaube, ich habe von meinen ak-Kolleg*innen mehr gelernt als in der Uni: von redaktionellem Arbeiten bis zu linker Astrologie, aber auch das Arbeiten im Kollektiv. Das viele Diskutieren bei ak hat mich geprägt, und ich vermisse es manchmal, sich die Zeit zu nehmen, politische Fragen so intensiv miteinander zu besprechen und das Blattmachen so explizit als politische Arbeit zu betreiben. Mein Blick auf meine Zeit bei ak ist daher auch mit Nostalgie verbunden, auch wenn ich wegen der prekären Arbeitsbedingungen nicht bereue, dass ich aufgehört habe.
Denn die Arbeit im ak-Kollektiv ist wahrscheinlich die entgrenzteste Lohnarbeit, die ich jemals gemacht haben werde, vor allem in den Produktionswochen, die wir in Hamburg verbracht haben. Freizeit, Freundschaften und Arbeit waren für mich stark miteinander verflochten. Wenn ich etwas geändert hätte bei ak, dann dass wirklich nicht immer jede Detailfrage in der großen Runde von allen diskutiert werden muss. Es gibt keine Abgrenzung der unterschiedlichen Bereiche im Kollektiv, und es hat oft zu Überlastung geführt, neben der redaktionellen Arbeit noch andere Aufgaben zu übernehmen. Mit Abstand am besten waren also die inhaltlichen Diskussionen, die lustigen Abende mit den Kolleg*innen, das Planen und Durchführen des Crowdfundings für die langersehnte Website – und am nervigsten die Struktur, in der jede*r in alles eingebunden wird.
Bahar Sheikh war von 2017 bis 2019 in der ak-Redaktion und arbeitet jetzt beim Missy Magazine.