Advocatus Diaboli: Marxʼ teuflische Gedichte
Von Carina Book
Nein, Richard Wurmbrand ist keine Figur aus Harry Potter. Richard Wurmbrand war der fleischgewordene Prototyp eines gottesfürchtigen Antikommunisten. Ein Pfaffe, der sich zeitlebens durch freies Assoziieren bemühte nachzuweisen, dass Karl Marx und alle seine Freunde echte Teufelsanbeter waren. In Büchern wie »Das andere Gesicht des Karl Marx« oder »Karl Marx und Satan – War Karl Marx ein Satanist?« seziert Wurmbrand Gedichte, Theaterstücke und andere, meist wenig bekannte Schriften des diabolischen Karl Marx.
Beweisstück Nummer 1 ist der Name von Marxʼ Hauptfigur im gleichnamigen Trauerspiel »Oulanem«, denn »Oulanem« sei ein Anagramm für Emmanuel, den biblischen Namen für Jesus. Das Kreuz verkehrt herum aufhängen und Gottes Wortes verdrehen sei nun mal gängige Praxis in satanistischen Kreisen. Aufmerksame Leser*innen werden sich fragen, wo genau sich das »O« in Emmanuel versteckt, aber das tut hier nichts zur Sache, denn Wurmbrand ist sich sicher: »Marx will die ganze Menschheit in diesen Abgrund ziehen, der für den Teufel und seine Engel reserviert ist.« Letztlich ist dabei eine unterhaltsame Sammlung von Marx-Texten herausgekommen, die wir euch nicht vorenthalten wollen:
»So ist der Himmel geraubt,
So bin ich verloren,
Der Geist, der an Gott geglaubt,
Ist der Hölle erkoren.«
Das bleiche Mädchen, Karl Marx
»Was, was! Ich stechʼ, stechʼ ohne Fehle
Blutschwarz den Säbel in Deine Seele,
Gott kennt sie nicht, Gott achtʼ nicht der Kunst;
Die stieg in den Kopf aus Höllendunst,
Bis das Hirn vernarrt, bis das Herz verwandelt:
Die habʼ ich lebendig vom Schwarzen erhandelt.
Der schlägt mir den Takt, der kreidet die Zeichen;
Muß voller, toller den Todtenmarsch streichen,
Muß spielen dunkel, muß spielen licht,
Bis ʼs Herz durch Saitʼ und Bogen bricht.«
aus »Der Spielmann«, Karl Marx
»Einen Thron will ich mir auferbauen,
kalt und riesig soll sein Gipfel sein,
sein Bollwerk sei ihm übermenschlich Grauen,
und sein Marschall sei die düstʼre Pein!
Wer mit gesundem Auge darauf sieht,
soll tödlich blaß und stumm sich wenden,
von blinder, kalter Sterblichkeit ergriffen,
soll das Glück sein Grab bereiten.«
»Des Verzweifelnden Gebet«, Karl Marx