Hitlers Volkswagen
Von Lene Kempe
Ein erschwingliches Automobil für die breite Masse gehörte zu Hitlers Vision einer gedeihenden Volksgemeinschaft. Weniger als 1.000 Reichsmark sollte der »Kraft durch Freude«-Wagen kosten, den Hitler im März 1934 der begeisterten Presse ankündigte. Eine von Ferdinand Porsche geleitete Forschungsgruppe nahm sich des Projekts an, das sich allerdings schnell als utopisch erwies – der anvisierte Preis lag deutlich unter dem, was allein durch die notwendige Technik, Benzin- und Rohstoffpreise vorgegeben war. Für eine durchschnittliche Arbeiterfamilie waren selbst 1.000 Reichsmark unerschwinglich.
Die Autoindustrie stand dem Vorhaben entsprechend skeptisch gegenüber, weshalb Organisation und Finanzierung schließlich der Deutschen Arbeitsfront (DAF) übergeben wurde. Die DAF hatte 1933 – nach deren brutaler Zerschlagung – das Vermögen der freien Gewerkschaften »übernommen«, mit dem nun der Bau des größten Autowerks der Welt realisiert werden sollte. Die Grundsteinlegung im heutigen Wolfsburg inszenierte der NS-Staat mit 50.000 Teilnehmer*innen als Propagandaschlacht. 1,5 Millionen Volkswagen sollten hier jährlich produziert werden, vorfinanziert über Spar- und Versicherungsverträge von interessierten Käufer*innen.
Statt moderner Familienkutschen rollten ab Frühjahr 1940 jedoch kriegswichtige Güter wie Flugzeugteile, Bomben und Kübelwagen aus den Werkshallen – hergestellt von tausenden Zwangsarbeiter*innen. Keiner der 340.000 zahlenden Privatkunden erhielt bis Kriegsende seinen VW, und im Zuge der Nachkriegsinflation gingen 275 Millionen ersparte Reichsmarkt verloren.