Resistenza 1943–1945
Aufgeblättert: »Geschichte der Resistenza« von Santo Peli
Von Jens Renner
Das italienische Original erschien schon 2006, die jetzt vorliegende Übersetzung bietet deutschsprachigen Leser*innen einen guten Überblick über den antifaschistischen Widerstand in Italien zwischen September 1943 und Mai 1945. Der Historiker Santo Peli, geboren 1949, teilt diesen Zeitraum in fünf Phasen ein, beginnend mit der Gründung der ersten Gruppen von Partisan*innen nach dem Waffenstillstand vom 8. September 1943, der Flucht der Regierung in den befreiten Süden des Landes, der Auflösung der Armee. Überzeugend würdigt Peli die Leistung der unter schwierigsten Bedingungen kämpfenden Antifaschist*innen. Er heroisiert sie nicht, erörtert vielmehr auch Fehler und interne Streitigkeiten. Zu Recht betont er die Rolle der Kommunistischen Partei und der radikaldemokratischen Aktionspartei und ihrer bewaffneten Formationen. Klar weist er auch die bis heute andauernden Versuche der Faschisten zurück, sich als Opfer roten Terrors zu inszenieren. In dem besonders lesenswerten Schlusskapitel widmet er sich den häufig »vergessenen Protagonist*innen« des Befreiungskampfes: Frauen, von denen viele weit mehr waren als Hilfskräfte; den nach Deutschland verschleppten Militärinternierten; den Kriegsdienstverweigerern. Diese gehörten zu den ersten, die sich gegen die deutsche Besatzungsmacht und ihre italienischen Kollaborateure organisierten. Unterstützt wurden sie von großen Teilen der Bevölkerung, die nach 20 Jahren der Diktatur Ungehorsam und Verweigerung neu lernen mussten.
Santo Peli: Geschichte der Resistenza. Antifaschistischer Widerstand in Italien. Übersetzt von Andreas Löhrer. Mandelbaum Verlag, Wien und Berlin 2024. 234 Seiten, 22 EUR.