Israelischer Dialog
Aufgeblättert: »Denk ich an Deutschland…« von Moshe Zimmermann & Moshe Zuckermann
Von Jens Renner
In der Vorbemerkung äußern die Autoren die Hoffnung, mit ihrem Buch möge »die häufige Verwechslung zwischen den beiden sich mit Deutschland befassenden Moshes« endlich überwunden werden. Natürlich geht es ihnen darum nur am Rande, vielmehr aber um eine Bilanz – »vielleicht auch nur Zwischenbilanz« – der Themen, mit denen sie sich seit 50 Jahren wissenschaftlich und politisch befassen, darunter die Geschichte Deutschlands und des Zionismus, die Shoah, der Antisemitismus, der israelisch-palästinensische Konflikt, die politische Kultur Israels.
Der Untertitel des Buches »Ein Dialog in Israel« beschreibt die Wohnorte der Autoren: Zuckermann (75) lebt in seiner Geburtsstadt Tel Aviv, Zimmermann in Jerusalem, wo er 1943 geboren wurde. Von dort führten sie zwischen April 2021 und Januar 2022 eine E-Mail-Korrespondenz: zu 22 Themen mit jeweils nur ein paar Buchseiten umfassenden Kommentaren, auf die der Dialogpartner dann ebenso kurz einging. Manches, was die beiden alten Gelehrten da erörtern, wird linke deutsche Leser*innen nicht überzeugen, sogar verstören. Dazu gehört das Kapitel über Israels »militaristische Erbschaft« oder die von Zimmermann zitierte Frage von demonstrierenden Regierungskritiker*innen, ob man sich unter Netanjahus extrem rechter Herrschaft »noch im Jahr 1932 oder bereits im Januar 1933« befinde. Deutsche Solidarität, da sind sich der Zionist Zimmermann und der Nichtzionist Zuckermann einig, könne es nur mit einem demokratischen Israel geben.
Moshe Zimmermann & Moshe Zuckermann: Denk ich an Deutschland … Ein Dialog in Israel. Westend Verlag, Frankfurt am Main 2023. 303 Seiten, 25 EUR.