Stadtguerilla und Klassenkampf
Von der Außerparlamentarischen Opposition zur Roten Armee Fraktion. Kontinuitäten und Brüche
Von Klaus Viehmann
In der Außerparlamentarischen Opposition (APO) gab es politische »Linien«, die auch die verschiedenen Stadtguerillagruppen im Lauf ihrer Geschichte beeinflusst haben. Eine war die internationalistische – stark vom Vietnamkrieg und dem Entkolonialisierungskampf der »Dritten Welt« geprägt.
Eine andere »Linie« der APO, die in den traditionellen Kernbelegschaften der Fabriken das revolutionäre Subjekt sah, führte entweder in die DKP oder eine der marxistisch-leninistischen Kleinstparteien, die Klassenkampfkonzepte der 1920er Jahre recycelten und damit weitgehend scheiterten. Die neuen Massenarbeiter_innen an den Fließbändern der Fabriken waren mit ihren Kampferfahrungen aus Italien, der Türkei oder Spanien Bezugspunkte einer operaistischen »Linie« und deren früh stecken gebliebener Fabrikguerillaansätze.
Industrieproletariat oder »Randgruppen«?
Im September 1969 hatte es bundesweit wilde Streiks im Bergbau und in der Metall- und Elektroindustrie gegeben, an denen sich rund 200.000 Arbeiter_innen beteiligten, auf die sich die APO durchaus bezog. Allerdings war und blieb ihre Beziehung zu Arbeitermilieus meist distanziert, denn die kulturelle Fremdheit, die politischen und Klassenherkunftsunterschiede waren riesig. Aber die APO war nicht nur eine Studentenbewegung aus der Mittelschicht – gerade ihre antiautoritären, kulturrevolutionären Züge strahlten aus bis in proletarische Kreise von Jugendlichen, Jungarbeiter_innen und Lehrlingen. Diese »Linie« versuchte auf die relativ »satt« und befriedet erscheinende BRD-»Sozialpartnergesellschaft« mit der so genannten Randgruppenstrategie zu reagieren, die in eher subproletarischen, aber auch migrantischen Schichten agitierte, denen ein größeres revolutionäres Potenzial zugetraut wurde. Dort gab es handfeste Interessen, sich gegen Chefs, Erzieher und Ausbilder zu wehren – Lehrlingslöhne lagen um 1970 bei 80 DM im Monat.
Die dazu gehörige Bewegung für unabhängige Jugendzentren fand im Rauch-Haus in Westberlin ihren Ausdruck und bis in die tiefste Provinz Resonanz. In Stadtvierteln gab es linke Basisgruppen, die versuchten, Mieter_innen zu organisieren; in den Disziplinierungsanstalten der postfaschistischen Gesellschaft, in Schulen, Lehrlingsheimen und Zuchthäusern rumorte es, mehrere große Knastrevolten konnten erst durch die Strafvollzugsreform von 1972 befriedet werden. Aus diesen Mobilisierungen kamen in den Folgejahren nicht wenige Aktivist_innen der späteren Stadtguerilla. Schon zuvor hatten sich proletarische Jugendliche an APO-Demonstrationen beteiligt und im Gegensatz zu den mit körperlicher Gewalt nicht so vertrauten Student_innen die Polizei erfolgreich angegriffen und zurückgeschlagen – was als Bestätigung der Randgruppenstrategie gesehen werden konnte.
SDS und Guerilla
In Teilen des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) wurden Guerillastrategien als Perspektiv- und Organisationsfragen schon nach der Erschießung Benno Ohnesorgs durch einen Staatschutzbeamten am 2. Juni 1967 diskutiert. Im Februar 1968, ein halbes Jahr nach dem Tod Che Guevaras in Bolivien, auf dem berühmten Westberliner Vietnamkongress wurde offen über zu organisierende Gewalt von links gesprochen. Peter Weiss sprach dort davon, dass sich »die Aufgabe der Organisation des Widerstands in den Metropolen« stelle, und »Ansichten praktisch werden müssen und Handeln wirksam. Dieses Handeln muss zur Sabotage führen, wo immer dies möglich ist. Dies fordert persönliche Entscheidungen. Dies verändert unser privates politisches Leben. Lasst uns den Widerstand entfalten auf breitester Front. (…) Scheuen wir keine Opfer, um eine neue internationale proletarische Solidarität zu schaffen.«
Hans-Jürgen Krahl, ein theoretischer Kopf des SDS, propagierte eine »Zerschlagt die NATO«-Kampagne: »Die innerkapitalistischen Widersprüche zu einer qualitativen Verbreiterung der Massenbasis, zur Bildung einer zweiten Front gegen den Imperialismus in den Metropolen ausbilden! (…) Zwar kann sich in den Metropolen der Kampf nicht als eine unkritische Übertragung der Guerillastrategie darstellen – diese liefert aber ein Modell kompromisslosen Kampfes.« Krahl verlangte Aktionen gegen NATO-Stützpunkte, gegen hiesige Rüstungstransporte für den Krieg in Vietnam und gegen die Niederlassungen der US-Rüstungsindustrie in Westeuropa.
Rudi Dutschke sagte in seinem Grundsatzreferat: »Wir wagen es schon, den amerikanischen Imperialismus politisch anzugreifen, aber wir haben noch nicht den Willen, mit unserem eigenen Herrschaftsapparat zu brechen, militante Aktionen gegen die Manipulationszentren, z.B. gegen die unmenschliche Maschinerie des Springer-Konzerns, durchzuführen, unmenschliche Kriegsmaschinerie zu vernichten. Genossen! Wir haben nicht mehr viel Zeit. (…) Lasst uns auch endlich unseren richtigen Kurs beschleunigen. Vietnam kommt näher, in (der damaligen Militärdiktatur; Anm. K.V.) Griechenland beginnen die ersten Einheiten der revolutionären Befreiungsfront zu kämpfen.« Auf diesem Kongress wurde die Legitimität von Gegengewalt unterstrichen und auch eine antiimperialistische Linie entworfen, zu der selbstverständliche Kontakte zu ETA, IRA oder den Black Panthers in den USA gehörten.
»Die Rote Armee aufbauen«
Nach der Befreiung Andreas Baaders aus dem Knast veröffentlichte die RAF im Juni 1970 in der Westberliner 883 ihre heute als Gründungsdokument geltende Erklärung. Die 883 war die damals wichtigste militante Zeitung – von insgesamt 90 Nummern sind über 60 beschlagnahmt worden -, und hatte einen guten Draht zu proletarischen und subproletarischen Milieus. In jenem RAF-Text werden etwas rotzig »schleimige Linke« kritisiert, und zur Legitimation des bewaffneten Kampfes wird auf soziale Konflikte und proletarische Probleme verwiesen: »Ohne gleichzeitig die Rote Armee aufzubauen, verkommt jeder Konflikt, jede politische Arbeit im Betrieb und im Wedding und im Märkischen Viertel und in der Plötze (damaliger Jugendknast; Anm. K.V.) und im Gerichtssaal zu Reformismus, d.h.: Ihr setzt nur bessere Disziplinierungsmittel durch, bessere Einschüchterungsmethoden, bessere Ausbeutungsmethoden. (…) Ohne die Rote Armee aufzubauen, können die Schweine alles machen, können die Schweine weitermachen: einsperren, entlassen, pfänden, Kinder stehlen, einschüchtern, schießen, herrschen.«
Diese sozialrevolutionäre Linie findet sich in den nächsten Schriften der RAF: »Konzept Stadtguerilla« vom April 1971 und 1972 in »Dem Volk dienen. Stadtguerilla und Klassenkampf«. In beiden Texten werden die Verhältnisse in der BRD und die Lebenssituation von Arbeiter_innen, Jugendlichen und Randgruppen dargestellt. Die Schriften erscheinen während der ersten Schießereien mit der Polizei und nachdem bereits einige RAF-Mitglieder im Knast oder tot sind. Jetzt klingt auch eine antiimperialistische Linie immer stärker an, was sicherlich an dem zwischenzeitlichen Aufenthalt einiger RAF-Mitglieder in einem Fatah-Camp in Jordanien lag. Da scheint bereits eine Position außerhalb der BRD-Gesellschaft auf, die die Metropole BRD als imperialistisches Subzentrum der USA – und als solches in seiner Außenwirkung auf den Trikont tendenziell homogen -, und nicht mehr in erster Linie als Klassengesellschaft mit sehr unterschiedlichen Akteuren und Interessen versteht.
In »Konzept Stadtguerilla« vom April 1971, ein knappes Jahr nach dem Brief an die 883 und wenigen Monaten illegaler Praxis, findet sich eine auffällig nicht-politische Begründung für das Aufgeben der eben noch propagierten sozialrevolutionären Praxis. Es habe sich gezeigt, dass »die Verbindung von Stadtguerilla und Basisarbeit (…) im Stadtteil oder im Betrieb (…) nicht geht. Dass die Kontrolle, die die politische Polizei über diese Gruppen hat, ihre Treffen, ihre Termine, ihre Diskussionsinhalte schon jetzt so weit reicht, dass man dort nicht sein kann, wenn man auch noch unkontrolliert sein will. Dass der Einzelne die legale Arbeit nicht mit der illegalen verbinden kann.«
Mit dieser technisch-organisatorischen Begründung, also einem vom Gegner bestimmten Sachzwang, sind es nicht mehr das »Subproletariat und die proletarischen Frauen, die nur drauf warten, (…) die Führung (zu) übernehmen«, jetzt treten zwei Praxen auf: die der Stadtguerilla und die des politischen Kampfs auf anderen Terrains. »Wir sagen nicht, dass die Organisierung illegaler bewaffneter Widerstandsgruppen legale proletarische Organisationen ersetzen könnte und Einzelaktionen Klassenkämpfe, und nicht, dass der bewaffnete Kampf die politische Arbeit im Betrieb und im Stadtteil ersetzen könnte. Wir behaupten nur, dass das eine die Voraussetzung für den Erfolg und den Fortschritt des anderen ist.«
Die antiimperialistische Linie
Die antiimperialistische Linie wird im Unterschied zum Brief an die 883 jetzt ausgeführt: »Wenn es richtig ist, dass der amerikanische Imperialismus ein Papiertiger ist, d.h., dass er letzten Endes besiegt werden kann; wenn an allen Ecken und Enden der Welt der Kampf gegen ihn geführt wird, (…) dann gibt es keinen Grund, irgendein Land und irgendeine Region aus dem antiimperialistischen Kampf deswegen auszuschließen oder auszuklammern. (…) Durch Entwicklungs- und Militärhilfe an den Aggressionskriegen der USA beteiligt, profitiert die Bundesrepublik von der Ausbeutung der Dritten Welt (…) Sie ist nicht weniger aggressiv als der US-Imperialismus.«
Bezogen auf die begonnene Organisation der RAF als illegale und bewaffnet kämpfende Gruppe taucht im »Konzept Stadtguerilla« nun ein gewisses revolutionäres Gruppenpathos auf: »Siegen heißt, prinzipiell akzeptieren, dass das Leben nicht das höchste Gut des Revolutionärs ist (Debray). Entweder sie sind ein Teil des Problems oder sie sind ein Teil der Lösung. Dazwischen gibt es nichts, sagt Cleaver.« Wer sich so versteht, sieht sich anders – und tendenziell wichtiger – als die, die eine politische Arbeit machen, die nicht lebensgefährlich ist.
In »Dem Volk dienen – Stadtguerilla und Klassenkampf« vom April 1972 wird zunächst die kapitalistische Normalität in der BRD beschrieben – verbunden mit Kritik: »Die Tatsache, dass die Arbeiterklasse in Westdeutschland und Westberlin nur in nationalem Rahmen denkt und handeln kann, hebt die Tatsache nicht auf, dass das Kapital multinational denkt und handelt, ist vielmehr Ausdruck der Spaltung des Proletariats, Ausdruck von Schwäche.«
Eine sehr ausführliche Darstellung des Chemiearbeiterstreiks 1971 endet so: »Die Arbeiter erlitten eine Niederlage, wegen der Ausnutzung der Sklavenarbeit in Afrika, Asien und Lateinamerika, sich durch Investitionen Arbeitskräfte vom Hals zu schaffen, sich durch Konzentration ökonomische und politische Handlungsfreiheit und Flexibilität zu sichern.« Die RAF sagt in ihrem Text zwar, dass »der Polizeiterror (die damals beginnende Terroristenfahndung; Anm. K.V.) letztlich nicht ihr gilt, sondern der Arbeiterklasse. (…) Er ist Vorbereitung auf bevorstehende Klassenkämpfe«, aber im Gegensatz zum Brief an die 883 wird hier ein Abschied vom Subproletariat und der alten Randgruppenstrategie formuliert: »Die Armen sind nicht revolutionär, nicht unvermittelt, nicht von sich aus. Ihre Aggressivität richten sie mehr gegen sich als gegen ihre Unterdrücker, Aggressionsobjekt sind die noch Ärmeren.«
Konfrontation mit dem Staatsapparat
Das Ausbleiben der 1970 erhofften proletarischen Kämpfe führte die RAF zur Abkehr von einer klassenkämpferischen Perspektive in der BRD und hin zu einer antiimperialistischen und von der Konfrontation mit dem Staatsapparat geprägten Praxis.
Am 14. Mai 1972 bombardiert sie das Hauptquartier der US-Army in Frankfurt/Main gegen die »Bombenblockade der US-Imperialisten gegen Nordvietnam«. Am 16. Mai 1972 werden am Polizeipräsidium Augsburg und Landeskriminalamt München drei Bomben gezündet, um zu zeigen, »dass sie keinen von uns liquidieren können, ohne damit rechnen zu müssen, dass wir zurückschlagen werden«. Am 20. Mai 1972 verfehlt eine Bombe einen BGH-Richter in Karlsruhe, sie wurde gelegt gegen: »Einzelhaft. Das ist der bereits institutionalisierte Faschismus in der Justiz. Das ist der Anfang von Folter. Freiheit für die politischen Gefangenen!« Nur die Erklärung zur Aktion gegen das Springer-Hochhaus in Hamburg vom 20. Mai 1972 enthält noch Bezüge auf den Klassenkampf in der BRD: »Wir fordern von Springer, dass er die Hetze gegen Aktionen der Arbeiterklasse wie Streiks einstellt, dass die Springerpresse aufhört, über die ausländischen Arbeiter hier rassistische Lügenberichte zu verbreiten.« Aber ausgerechnet diese Aktion ging schrecklich schief, denn weil trotz mehrerer Warnanrufe das Gebäude nicht geräumt wurde, verletzten die Explosionen mehrerer Bomben 17 Angestellte.
Die antiimperialistische Aktion gegen das Heidelberger Hauptquartier der US-Army in Europa am 25. Mai 1972 sollte weitere Bombenangriffe auf Vietnam zumindest bremsen, was, weil der zentrale Rechner der US-Air-Force beschädigt wurde, wohl tatsächlich gelang. Allerdings wird in der Aktionserklärung ein verheerend geschichtsvergessener Begründungsbogen von »Auschwitz, Dresden und Hamburg« über US-Bombardierungen zum Holocaust gespannt: »Die amerikanische Luftwaffe hat in den letzten 7 Wochen mehr Bomben über Vietnam abgeworfen als im 2. Weltkrieg über Deutschland und Japan zusammen. Von weiteren Millionen Tonnen Sprengstoffen ist die Rede (…) Das ist Genozid, Völkermord, das wäre die Endlösung, das ist Auschwitz. Die Menschen in der Bundesrepublik unterstützen die Sicherheitskräfte bei der Fahndung nach den Bombenattentätern nicht, weil sie mit den Verbrechen des amerikanischen Imperialismus und ihrer Billigung durch die herrschende Klasse hier nichts zu tun haben wollen. Weil sie Auschwitz, Dresden und Hamburg nicht vergessen haben, weil sie wissen, dass gegen die Massenmörder von Vietnam Bombenanschläge gerechtfertigt sind.«
Im November 1972, als die ersten RAF-Aktivisti_nnen fast alle im Knast waren, erschien die vorerst letzte ausführliche Schrift: »Die Aktion des Schwarzen September in München. Zur Strategie des antiimperialistischen Kampfes«. Das Papier ist noch stärker an antiimperialistischen Kämpfen ausgerichtet, speziell wird – unter Hinweis auf die Verantwortung der BRD für das nachfolgende Massaker in Fürstenfeldbruck – der Angriff des palästinensischen Kommandos Schwarzer September auf die israelische Olympiamannschaft verteidigt. Der Text enthält übrigens auch eine Abrechnung mit der legalen Linken in der BRD. Der Bezug auf »Randgruppen« als revolutionäre Subjekte tritt völlig in den Hintergrund.
Abwendung vom Klassenkampf
Die Wendung der RAF zum Antiimperialismus einer kleinen, schlagkräftigen avantgardistischen Guerillaorganisation und das Aufgeben des sozialrevolutionären Klassenkampfansatzes geschah nach meiner Einschätzung erstens, weil die Verbindung von Illegalität mit Partizipation an legalen linken Strukturen nicht funktionierte und vorschnell aufgegeben wurde. Diese an die Sachzwänge der Illegalität gekoppelte Entscheidung zeitigte gravierende Auswirkungen auf die Theorie und Praxis der RAF. Mit anderen Worten: ein Verstoß gegen die Regel, dass die Politik dem Gewehr befiehlt und die Politik über die Strategie und Taktik entscheidet, und nicht umgekehrt.
Zweitens verschob die durch Verhaftungen und staatliche Todesschüsse erzwungene Auseinandersetzung mit der Repression die Konfrontation hin zu einer Auseinandersetzung mit dem Staat: Ließe sich vielleicht durch größeres persönliches Risiko, effektivere Logistik, Bewaffnung usw. die Befreiung der gefangenen Genossinnen erreichen? In so einer Konstellation haben Klassenkämpfe und legale linke Bewegungen wenig Gewicht.
Drittens: Es ist erklärlich, dass die RAF auf avantgardistischen Antiimperialismus zurückgriff, als die erhoffte revolutionäre Entwicklung in der BRD ausblieb. Ließe sich vielleicht durch internationalistische Bündnisse, die Einkreisung der imperialistischen Metropolen, doch noch ihre Revolutionierung ermöglichen? Unter dieser Prämisse sind weltweit aktive Guerillaorganisationen eher potentielle Bündnispartner als irgendeine Hamburger Betriebs- oder Westberliner Knastgruppe.
Viertens: Zweifellos führt Klassenkampf ohne Internationalismus in die nationalistische Borniertheit – aber Internationalismus ohne sozialrevolutionäre Praxis in der Klassengesellschaft vor Ort führt zu der Sorte Antiimperialismus, die wesentliche gesellschaftliche Kräfteverhältnisse und Widersprüche einer Metropolengesellschaft und somit entscheidende Ansatzpunkte linker Theorie und Praxis ausblendet. Letztlich passt ein antiimperialistisches Weltbild, das einen Trennstrich zwischen »revolutionärer Dritter Welt« und »verbrecherischer Erster Welt« zieht, zu Aktionen wie Flugzeugentführungen mit zufälligen Metropolenbewohner_innen als Geiseln. Die heute nahezu vergessene sozialrevolutionäre Klassenkampf-Linie der frühen RAF-Texte steht dazu in einem deutlichen Widerspruch.
Der Artikel ist eine leicht überarbeitete und stark gekürzte Fassung eines 2006 entstandenen Buchbeitrags in: jour fixe initiative berlin (Hrsg.): Klassen & Kämpfe, Unrast Verlag.