Monopole treiben die Preise
Aufgeblättert: »Inflation« von Klaus Müller
Von Guido Speckmann
Der Einmarsch Russlands in die Ukraine gilt als Auslöser für die allgemeinen Preissteigerungen. Doch das ist zu oberflächlich, argumentiert Klaus Müller. Der in der DDR ausgebildete marxistische Ökonom setzt sich mit den zahlreichen bürgerlichen Inflationstheorien auseinander. Er sieht in diesem »Gewimmel« einen Trick, der von der wahren Erklärung der Inflation ablenkt: der Profit-Preis-Spirale. Der Druck, höhere Profite zu erzielen, ermögliche es gerade Monopolen und Oligopolen, die Preise in die Höhe zu treiben. »Die autonome Preissetzung der Monopole und Oligopole ist der wichtigste Inflationsgrund.« Und keineswegs die immer wieder beschworene Lohn-Preis-Spirale. Müllers Haupteinwand dagegen: In hochproduktiven Industriebetrieben sei der Anteil der Löhne an den Gesamtkosten im Vergleich zu anderen Kosten sehr gering. Höhere Lohnkosten könnten leicht durch Einsparungen an anderer Stelle kompensiert werden. Müller geht auch auf die spekulationsgetriebene Inflation ein und diskutiert Anti-Inflationspolitiken. Interessant ist hier, dass er die Macht der Zentralbanken, die mit höheren Zinsen die Preise dämpfen wollen, stark relativiert. Das funktioniere allenfalls kurzfristig. Denn die tiefere Ursache – die »oligopolitische und monopolistische Struktur der Volkswirtschaft« – werde nicht angegangen. Insofern dürfte das Preisniveau hoch bleiben und die »vom Staat toleriere Umverteilung von Einkommen der Arbeiter, Angestellten und Rentner zugunsten der die Märkte beherrschenden Monopolunternehmen« fortwähren.
Klaus Müller: Inflation. Basiswissen. PapyRossa, Köln 2023. 132 Seiten, 12 EUR.