Linker Fußball
Aufgeblättert: »Links kickt besser« von Klaus-Dieter Stork und Jonas Wollenhaupt
Von Gabriel Kuhn
Es gab Zeiten, da erschienen linke Fußballbücher ausschließlich im Verlag Die Werkstatt. Diese Zeiten sind vorbei. Der Kölner PapyRossa-Verlag bietet linke Fußballliteratur an, andere Verlage ziehen mit. Nun gibt es auch im Frankfurter Westend Verlag ein entsprechendes Werk: »Links kickt besser«. Der Mythos vom unpolitischen Fußball, verfasst von Klaus-Dieter Stork und Jonas Wollenhaupt, einem Offenbach-Frankfurter Duo, das ist im Fußball bemerkenswert. Auszusetzen gibt es an dem Buch nichts. Es ist gut lesbar, zeichnet die Geschichte des Fußballs als Volkssport nach, betont dessen rebellische Seite, kritisiert die Kommerzialisierung und widmet dem Frauenfußball gebührend Platz. »Der wahre, schöne und gute Fußball ist links«, heißt es programmatisch zu Beginn, und auch wenn dies mehr Wunschdenken als Wirklichkeit ist, klingt es sympathisch. Dass darüber mit »Alles, was ich über Moral und Verpflichtungen weiß, verdanke ich dem Fußball« ein inflationär gebrauchtes Albert-Camus-Zitat prangt, verweist auf das vielleicht einzige Problem des Werkes: Wer sich in der Materie etwas auskennt, wird auf wenig Neues stoßen. Zielpublikum scheint eine Leserschaft zu sein, die sich mit den politischen Dimensionen des Fußballs noch nicht allzu sehr beschäftigt hat. Es ist dem Buch zu wünschen, dieses Publikum zu finden. Wer Dietrich Schulze-Marmelings »Der Gezähmte Fußball. Zur Geschichte eines subversiven Sports« im Regal stehen hat, kann dabei bleiben.
Klaus-Dieter Stork/Jonas Wollenhaupt: Links kickt besser. Der Mythos vom unpolitischen Fußball. Westend, Frankfurt am Main 2022. 240 Seiten, 20 EUR.