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Wie kann ich Streikende unterstützen?

Ein paar Tipps, wie du mit Arbeitskämpfen solidarisch sein kannst

Von ak-Redaktion

Man sieht mehrere Personen, einer hat eine gelbe verdi Weste an, eine andere trägt eine verdi Fahne.
Gerade wenn's mal länger dauert, brauchen Streikende viel Solidarität. Foto: ak

Streikende brauchen Solidarität und Unterstützung, besonders dann, wenn es mal länger dauert. Denn die Arbeit niederzulegen ist anstrengend, braucht Ressourcen und vieles mehr. Was genau du tun kannst, um Streiks zu unterstützen, hängt ganz von den Gegebenheiten und Bedürfnissen der Streikenden ab. Aber ein paar verallgemeinerbare Erfahrungen mit Streiksolidarität gibt es durchaus – hier einige Tipps aus der ak-Redaktion.

1. Streikposten besuchen

Wenn ein Streik in der Nähe stattfindet, ist die einfachste Möglichkeit, ihn zu unterstützen, die Streikenden zu besuchen. Dafür bieten sich Streikposten an. Rufen große Gewerkschaften zu Arbeitsniederlegungen auf, wie zuletzt etwa ver.di und die EVG, kann man leicht in Erfahrung bringen, wo die Streikposten aufgebaut werden, oft gibt es auch begleitende Kundgebungen oder Demonstrationen. Zum Streikposten kann man Kuchen oder andere Snacks mitbringen – denn die Kolleg*innen sind zwar oft versorgt, aber verbringen andererseits sehr viel Zeit dort, außerdem ist es eine freundliche Geste der Solidarität.

Besonders wichtig sind Besuche an Streikposten auch dann, wenn es sich um spontane Streiks handelt, wie etwa 2021 beim Online-Lieferdienst Gorillas in Berlin oder aktuell beim Streik von Lkw-Fahrern auf einer Raststätte bei Darmstadt. Bei solchen Ausständen haben die Besuche auch einen praktischen Nutzen: Die Lkw-Fahrer etwa sind mittellos, weil sie um ihren Lohn betrogen wurden, und damit auf Lebensmittelspenden, die Organisierung von Duschmöglichkeiten und die Bereitstellung von WLAN angewiesen. Für Streiks ohne Gewerkschaften und spontane oder auch lang andauernde Arbeitskämpfe ist es mitunter zudem nötig, eine selbstorganisierte Streikkasse zu befüllen, für die man spenden kann.

2. Streiks im eigenen Umfeld verteidigen

Sobald Arbeitskämpfe anfangen zu stören, beginnt erfahrungsgemäß in den Medien die Streikschelte – und oft dreht sich dann auch ein Teil der öffentlichen Stimmung zu Ungunsten der Streikenden. Besonders eindrücklich ist das regelmäßig zu beobachten, wenn die GDL die Bahn bestreikt. Dann kann es im Sinne der Streikenden sein, sie im eigenen Umfeld gegen Meckereien zu verteidigen – ob nun auf Arbeit, in Schule oder Uni, Familie oder im Bekanntenkreis. Gute Argumente sind etwa, dass Streiks nun einmal stören müssen, da sie sonst gar nichts bringen würden oder auch, dass jede*r Lohnabhängige in die Lage kommen könnte, streiken zu müssen, und man sich nicht gegeneinander ausspielen lassen sollte.

3. Für den öffentlichen Dienst: Streikhelfer*in werden

In der aktuellen Tarifauseinandersetzung im öffentlichen Dienst kann sich jedes ver.di-Mitglied (egal aus welchem Fachbereich) als Streikhelfer*in registrieren lassen, um dann bei Bedarf mitzuhelfen, falls es zur Urabstimmung über einen Erzwingungsstreik kommt. Mehr unter: zusammen-geht-mehr.verdi.de

4. Langwierige Auseinandersetzungen begleiten

Einige von Streiks begleitete Auseinandersetzungen dauern sehr lange – bei Amazon beispielsweise schon zehn Jahre. In solchen Fällen gibt es mitunter Solistrukturen, die feste, zuverlässige Verbindungen zu den Kolleg*innen im Betrieb aufgebaut haben und diese unterstützen mit dem, was sie gerade brauchen. In Berlin gab es seit der ersten Streiks für mehr Personal an der Charité einen Kreis von Unterstützer*innen. Und auch für die Amazon-Streikenden existieren solche Strukturen, etwa der Amazon Soli-Kreis aus Hamburg, der die Kolleg*innen u.a. am Standort in Winsen unterstützt.

5. »Kampagne für ein umfassendes Streikrecht« supporten

Wer Streiks unterstützen oder selbst streiken will, sollte sich auch mit dem Thema Streikrecht befassen – mit seinen Beschränkungen und der Notwendigkeit, es im Kampf zu erweitern. Wer in diesem Themenfeld aktiv werden möchte, kann sich die im vergangenen Jahr gegründete Kampagne für ein umfassendes Streikrecht anschauen. Mehr Infos unter: rechtaufstreik.noblogs.org

6. Gerichtsprozesse begleiten

Ein Aktivitätsfeld der Kampagne für ein umfassendes Streikrecht ist die Begleitung von Gerichtsprozessen, etwa dem dreier wegen Streik gefeuerter Ex-Arbeiter*innen von Gorillas. Solche Termine werde in der Regel vorher öffentlich kommuniziert, denn Unterstützung ist hier ausdrücklich erwünscht. Also: Schlau machen, wann der nächste Termin ist, und ab zum Gericht.

7. Solidarität aus der Ferne zeigen

Eine einfache und niedrigschwellige Möglichkeit, Unterstützung für einen Streik zu zeigen, sind (Gruppen)Selfies oder kurze Videos. Gerade für Streiks, die weiter weg stattfinden, zum Beispiel in einem anderen Land, kann das eine schnelle und ermutigende Geste sein. Apropos anderes Land: Wenn es Angriffe auf Streikende gibt, wie derzeit in Frankreich, bieten sich natürlich auch Botschaftsaktionen an. Übrigens lassen sich im Rahmen von Ausständen auch Aktionen vor Konzernzentralen organisieren. Oder Mails an die sogenannte Arbeitgeberseite verfassen.

8. Selber am Arbeitsplatz organisieren

Die beste Unterstützung für jeden Streik ist auf lange Sicht gesehen natürlich eine starke Arbeiter*innenbewegung. Daher: Selbst am Arbeitsplatz organisieren – und wer weiß, vielleicht streikst auch du bald.

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