Ein Vierbeiner – und dann noch ökologisch?
Aufgeblättert: »Mein grüner Hund« von Kathrin Hartmann
Von Ulrich Brand
Selbst seit vielen Jahren Vegetarierin, kann sich Kathrin Hartmann mit dem Gedanken an die Anschaffung eines eigenen Hundes erst anfreunden, als klar wird, dass auch Hunde vegetarisch gut ernährt werden können. Denn die kaum hinterfragte fleischlastige Ernährung von Hunden ist nicht nur ein erheblicher Beitrag zur ökologischen Krise (Emissionen, Flächennutzung für Nutztierzucht und Futtermittel, Belastung von Grundwasser), sondern auch ethisch höchst fragwürdig: Für die Leckereien der Liebsten leiden andere Tiere. Es kommt zu einer »grausamen Einteilung fühlender Lebewesen in emotionale und ökonomische Kategorien«. Die linke Publizistin bezieht sich immer wieder auf ihre Erfahrungen mit ihrem eigenen Hund und führt uns die globalen Dimensionen der industriellen Fleischproduktion anschaulich vor Augen. Die enge Verquickung von Unternehmensinteressen und staatlichen Politiken gehen zusammen mit einer kulturell tief verankerten Voraussetzung des Tierleids, einer selektiven Ausschaltung von Empathie. Und Hartmann nimmt uns mit auf Reisen, zum Beispiel zu einer Hunderassenschau nach Rostock, wo deutlich wird, wie vielen Qualen Hunde ausgeliefert sind, um bei Wettbewerben zu gefallen und ihren Besitzer*innen als nachgefragte »Deckungstiere« Geld zu bringen. Eine friedliche und gerechte Gesellschaft sei mit einem Krieg gegenüber fühlenden Lebewesen nicht möglich, stellt Hartmann fest. Ihr Buch ist somit auch ein lesenswerter Beitrag zur Speziesismus-Diskussion.
Kathrin Hartmann: Mein grüner Hund. Plädoyer für ein faires Leben mit unseren Vierbeinern. Blessing, München 2022. 236 Seiten. 14 EUR.