System Change
Aufgeblättert: »We Shut Shit Down« von Ende Gelände
Von Nane Pleger
Das im Frühling erschienene Buch des Aktionsbündnisses Ende Gelände scheint wie ein Vorgriff, eine Antwort auf das »Zwischenstandspapier« der Interventionistischen Linken (IL) aus dem Mai zu sein. In diesem hieß es, dass Ende Gelände das beste Beispiel dafür sei, dass in den radikal linken Bewegungen der Bruch mit dem Kapitalismus zugunsten der größtmöglichen Mobilisierung von Menschen in den Hintergrund gerückt sei. In 16 Kapiteln, jeweils von unterschiedlichen Autor*innen allein oder zu mehreren verfasst, wird das Selbstverständnis und die Entwicklung der Bewegung nachgezeichnet. Mit Protestformen des zivilen Ungehorsams brachte sie über die letzten sieben Jahre die Zerstörung durch den Kohleabbau in den Diskurs der deutschsprachigen Medien ein. Es stellt sich heraus, dass die Akteur*innen dieses Bündnisses dabei immer ein größeres Ziel als den bloßen Ausstieg aus dem Kohleabbau hatten: die Überwindung jeglicher ausbeuterischer Herrschaftsverhältnisse – keinen Klimawandel, sondern einen radikalen Systemwandel. Da in dem Buch Stimmen Platz bekommen, die aufgrund der weißen Dominanz in Ende Gelände oft überhört wurden, wird zudem nachgeholt, was häufig in der Praxis vergessen wurde: die Reflexion des Zusammenhangs von (neo-)kolonialistischer Ausbeutung und Klimakrise. Es wird nicht nur ein Einblick in das Bündnis und die Aktionsformen gegeben, sondern auch dargelegt, wie der Kapitalismus als Gesellschaftsordnung auf Unterdrückung und Ausbeutung aufgebaut ist.
Ende Gelände: We Shut Shit Down. Edition Nautilus, Hamburg 2022. 208 Seiten, 16 EUR.