Gisela Notz zu Ehren
Aufgeblättert: »Feministische Theorie nur mit feministischer Solidarität« vom Redaktionskollektiv aus dem Gesprächskreis Geschichte der Rosa-Luxemburg-Stiftung
Von Florian Weis
Status-, Alters- und Erfahrungsunterschiede sind für Gisela Notz nie Schranken, so heißt es in der Einführung dieses Bandes aus Anlass ihres 80. Geburtstages. Notz agiere vielmehr als Ermutigerin und Wegbereiterin. Unter Bezugnahme auf die im Dezember 2021 verstorbene bell hooks sowie Chandra T. Mohanty wird in einem Beitrag des Autonomen feministischen Colloquiums Kreuzberg eine intersektionale politische Solidarität formuliert. In 15 Beiträgen und Interviews werden Arbeitsfelder von Gisela Notz nachgezeichnet, so etwa zur Kritik des Familismus (Bini Adamczak und Riccardo Altieri) und zu »Sozialpolitik und Geschlecht« (Mareen Heying und Anna Schiff).
Vera Bianchi und Markus Mohr würdigen Notz als Historikerin der Neuen Frauenbewegung in Deutschland: »Gisela Notz argumentiert überzeugend, dass gerade diejenigen Aktivistinnen, die gegen das Ignorieren der besonderen Situation von Frauen kämpften, mit den Männern im SDS zusammenarbeiten wollten. (…) ›Der Rückzug war zunächst als eine temporäre Separation zu begreifen. Er war als eigenständige Organisation von Frauen und nicht als Organisation von Frauen gegen Männer beabsichtigt.‹« Weitere Beiträge verfolgen andere Impulse wie etwa derjenige von Janette Otterstein über die Schwarze Kommunistin Claudia Jones. Es wird eine Kollegin gewürdigt, die nicht nur eine breite Themenpalette mit dem Anspruch auf Verständlichkeit bearbeitet, sondern auch unterschiedliche Gruppen adressiert.
Redaktionskollektiv aus dem Gesprächskreis Geschichte der Rosa-Luxemburg-Stiftung (Hrsg.): Feministische Theorie nur mit feministischer Solidarität. Texte für Gisela Notz. AG SPAK Bücher, Neu-Ulm 2022. 133 Seiten, 12 EUR.