Lebensweg einer Linkssozialistin
Aufgeblättert: »Rosi-Wolfstein Frölich. Sozialdemokratin und Antimilitaristin« von Riccardo Altieri
Von Bernd Hüttner
Ihr politischer Weg führte die aus einer jüdischen Familie in Witten stammende Rosi Wolfstein zuerst in die SPD und von dort in die KPD. Für die Kommunisten saß Wolfstein von 1921 bis 1924 im Preußischen Landtag. 1929 wird sie als »Rechtsabweichlerin« aus der Partei ausgeschlossen. Aktiv in der KPD-Opposition tritt sie wie ihr Partner Paul Frölich 1931 in die Sozialistische Arbeiterpartei (SAP) über, der auch Willy Brandt angehörte (und der Frölich übrigens freundschaftlich verbunden war). 1942 ziehen sich die Frölichs aus der SAP zurück. Da leben sie bereits seit zehn Jahren im Exil, unter anderem in Brüssel, Paris und New York. 1951 kehren sie in die Bundesrepublik zurück und treten in die SPD ein. Paul Frölich, der 1939 die erste Biografie über Rosa Luxemburg veröffentlicht hatte, stirbt bereits zwei Jahre später. Riccardo Altieri erzählt in knapper und treffender Form das Leben der 1888 geborenen Sozialistin, die bereits 1916 auf dem linken Flügel der SPD aktiv und mit Rosa Luxemburg auch privat befreundet war. Sein Text ist eine gelungene Schilderung des Lebensweges. Allerdings kommen durch die Kürze des Textes die politischen Entwicklungen und Konflikte etwas zu kurz. Mit dieser kleinen Publikation liegt ein Text über eine Jüdin und entschiedene Antistalinistin vor, der Auskunft über eine sprichwörtliche Jahrhundertbiografie gibt. Wolfstein hat ein Leben gelebt, in dem das Streben nach einer gerechten Gesellschaft bis zu ihrem Tod 1987 sehr stark war.
Riccardo Altieri: Rosi-Wolfstein Frölich. Sozialdemokratin und Antimilitaristin. Hentrich & Hentrich Verlag, Leipzig/Berlin 2021. 66 Seiten, 8,90 EUR.